*Dieser Beitrag ist in Kooperation mit OrganiCup entstanden.
Ich falle heute mit der Tür direkt ins Haus: Auch Frauenrechte sind Menschenrechte. Dafür möchte ich mich mit diesem Beitrag einsetzen. Das Thema Menstruation gehört längst entstigmatisiert, der Zugang zu sicheren Menstruationsprodukten sollte allen menstruierenden Frauen möglich sein. Es ist enorm wichtig, die Scham über den eigenen Körper abzubauen, Frauen zu unterstützen und Nachhaltigkeit in der Monatshygiene zu fördern. Ich möchte heute mit Euch über das "Tabuthema" Menstruation sprechen, darüber, wie es mich geprägt hat und warum die Menstruation eben kein Tabu sein darf.
Die erste Periode
Erinnert ihr Euch noch an den Tag, an dem das erste Mal Eure Periode einsetzte? An den Tag, an dem ihr zu menstruieren begonnen habt? Ich erinnere mich noch sehr genau an die Zeit. Ich war gerade 10 Jahre alt, als ich am Abend einen roten Fleck in meiner Unterhose entdeckte. Bereits Monate zuvor plagten mich heftige Schmerzen im Unterbauch, die ich nicht genau lokalisieren konnte, weshalb meine Mama einige Male zuvor mit mir beim Arzt war, um ausschließen zu können, dass es der Blinddarm ist. Der Abend, an dem zum ersten Mal meine Periode einsetzte, hat mein ganzes Leben verändert. Ich war gerade 10 Jahre alt, überhaupt nicht auf das Erwachsenwerden vorbereitet. Mich plagten Unsicherheit, teilweise Scham; schließlich würde ich nun einmal im Monat bluten.
Rückblickend hat meine Oma einen entscheidenden Teil dazu beigetragen, die Situation möglichst selbstsicher und vor allem selbstbewusst zu behandeln. Ich rief sie umgehend an und sie feierte mich förmlich dafür, dass ich meine Periode bekommen habe. Sie sagte "Du bist jetzt eine Frau!", erklärte mir, dass ich weder unnormal noch krank bin und dass ich den Umgang mit zyklusbedingten Blutungen Schritt für Schritt lernen würde. Ich wünsche jeder jungen Frau eine Person wie meine Oma an ihrer Seite, die Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein vermittelt und klar macht, dass die Menstruation etwas völlig Normales ist. Das ist sie doch, oder?
Warum das Enttabuisieren der Menstruation so wichtig ist
Damals schon hatte die Periode ein sehr negatives, beinahe schmutziges Image, von dem ich mich anfangs leiten lassen habe. Ich fühlte mich durch das Bluten dreckig und unrein, teilweise war ich peinlich berührt und unsicher. Dass ich das erste Mädchen in der Klasse war, die ihre Periode bekommen hatte, hat es mir nicht unbedingt leicht(er) gemacht. In späteren Gesprächen mit meinen Klassenkameradinnen bekam die Menstruation ganz unterschiedliche Titel und Umschreibungen: "Emma" oder "Ich habe wieder Erdbeerwoche."
Selbst heute noch kostet es Frauen Überwindung, selbstbewusst über die Menstruation und das Bluten zu sprechen. Fast jede Frau menstruiert; aber kaum eine spricht darüber. Es dauerte ein paar Jahre, bis ich eingesehen habe, dass die Menstruation ein essenzieller Teil des weiblichen Körpers ist; dass wir alle gar nicht existieren würden, wenn es die Periode nicht gäbe. Denn: Bei der Blutung wird zusammen mit Blut, Gebärmutterschleimhaut und Vaginalsekret eine unbefruchtete Eizelle aus der Gebärmutter freigegeben. Gleichzeitig wird Platz für eine neue möglicherweise später befruchtete Eizelle geschaffen. Die Menstruation ist ein wichtiger Indikator dafür, dass alles im Lot ist und widerlegt somit das dreckige Image, das sie in einigen Religionen, Kulturen und/oder Ländern hat.
Nicht zuletzt ist es auch fehlende Kommunikation, die dazu führt, dass die Menstruation zum Tabuthema wird. Davon kann ich mich nicht ausschließen. Auf dem Weg zur Toilette verstecke ich meine Hygieneartikel peinlich genau, als würde ich illegale Dinge über die Grenze schmuggeln. Frauen sind peinlich berührt, wenn in der Kabine nebenan das Rascheln einer Binde oder eines Tampons ertönt oder beim Entleeren der Menstruationstasse die Spülung betätigt wird. Es wird ganz bewusst darauf geachtet, welche Kleidung getragen wird, damit sich bloß kein Blut auf der Kleidung abzeichnet. Eventuell hast auch Du Dich an dieser Stelle wiedererkannt? Damit muss Schluss sein!
Menstruation geht uns alle an
Wusstest Du, dass 70% der Jungs das Thema Menstruation peinlich findet und nur jeder 3. Junge überhaupt weiß, was der Begriff Menstruation bedeutet? "Haste Deine Tage?" ist sicher nur ein Satz von vielen, den wir von unseren Partnerinnen und Partnern hören. Es wird sich über die Unpässlichkeit aufgeregt und Sex während der Menstruation? Ein absolutes Tabuthema! "Nur ein echter Seemann sticht auch ins Rote Meer!" Dabei ist Sex während der Menstruation gesund und entkrampft. Schicken wir unsere Partner zum Kauf von Menstruationsprodukten in die nächste Drogerie, gleicht es einer Mutprobe zu Schulzeiten. Ja, es gibt Männer, die sich schämen, sobald sie ein Menstruationsprodukt auf das Kassenband legen. Sie werden dann ganz unruhig und tippeln von einer Stelle auf die andere, schauen unruhig durch die Gegend. Ist das nicht total irrsinnig? Sicherlich spreche ich nicht für alle, aber immerhin für viele Beziehungen, wenn ich behaupte: Unsere PartnerInnen kennen uns von innen mindestens genauso gut wie von außen - wortwörtlich -, aber wenn's um die Menstruation geht, dann hört es irgendwie auf. Unsere gesamte Gesellschaft sollte über das Thema informiert sein, denn: Die Menstruation ist so viel mehr als "nur" bluten.
Da fragt man sich: Woher kommt diese Verklemmtheit? Wir sprechen über das Erbrechen, über Durchfall und Sperma und Urin. Aber niemand weiß so recht, was ein Menstruationszyklus ist und warum dieser so wichtig ist. Das steigert Scham, Unwohlsein und Unwissen. Umso wichtiger ist es, Forschungs- und Bewusstseinslücken zu schließen, z.B. durch Aufklärung in der Schule, aber auch in der Wirtschaft, allen voran aber natürlich bei sich selbst. Es geht dabei nicht nur um die Menstruation selbst, sondern um den gesamten Zyklus. Ich selbst habe sehr spät begonnen, mich näher mit dem komplexen Thema der Menstruation zu beschäftigen. Es begann, als ich vor drei Jahren die Pille abgesetzt habe und meinen Körper besser deuten und verstehen wollte. Im Nachhinein weiß ich, dass ich sehr viel versäumt habe - und die Aufklärung über den eigenen Körper und seinen weiblichen Organismus viel zu kurz kam.
Der Zugang zu Menstruationsprodukten
Als ich vor 16 Jahren das erste Mal mit der Periode konfrontiert wurde, habe ich zu Beginn Binden verwendet. Zwei Jahre später bin ich zu Tampons gewechselt, bis ich schließlich vor ein paar Jahren auf Menstruationstassen aufmerksam wurde und diese absolut für mich entdeckt habe. Einmalprodukte sind für viele ihrer Verwenderinnen scheinbar einfach, unkompliziert, angenehm und bequem. Man führt sie ein, entfernt sie Stunden später und entsorgt sie. Getreu dem Motto: Weg mit dem Dreck! Viele Frauen sind allein bei dem Gedanken an eine Menstruationstasse peinlich berührt, wenn nicht sogar angeekelt. Schließlich muss man die Tasse (mit dem Menstruationsblut!!!) in der Toilette entleeren, während man dabei zusieht, wie das Blut hineinfließt und schließlich hinuntergespült wird. Dabei bieten Menstruationstassen so so viele Vorteile gegenüber Einmalprodukten. Sie sind es Wert, den eigenen Ekel und die eigene Scham endgültig zu überwinden.
Der Zugang und das Verwenden von Menstruationsprodukten ist längst nicht selbstverständlich. Während wir mit der Auswahl an Produkten überschüttet werden, gibt es in anderen Ländern dieser Welt Frauen, die überhaupt gar keine Wahl haben bzw. überhaupt keinen Zugang zu Menstruationsprodukten erhalten. Länder, in denen das Thema Menstruation ein Tabu ist und Frauen auf sich allein gestellt sind und keine Hilfe erhalten. Wusstest Du, dass Frauen in Indien während ihrer Menstruation von der Gesellschaft ausgeschlossen werden? Wenn man genauer darüber nachdenkt, dann ist es fast schon lächerlich, dass wir mit der Auswahl an Menstruationsprodukten überfordert sind: Tampons, Binden, Tassen, Periodenslips, Schwämme, etc. Es gibt nichts, was es nicht gibt.
Luxussteuersatz für Menstruationsprodukte
In Deutschland zahlen wir eine Mehrwertsteuer auf Menstruationsprodukte. 2020 ist der sogenannte "Luxussteuersatz" von 19 Prozent auf 7 Prozent gesunken. Dabei ist das nur ein kleiner Erfolg, wenn man bedenkt, dass Trüffel, Kaviar oder Schnittblumen ebenfalls unter den ermäßigten Steuersatz fallen ;-) Während der Luxussteuersatz für Menstruationsprodukte in Ländern wie Australien, Irland, Kanada und Kenia schon ganz abgeschafft wurde, setzen sich Aktivistinnen in Deutschland immer noch gegen die Diskriminierung von Frauen aller gesellschaftlichen Schichten und finanzieller Hintergründe ein. Es ist absolut falsch, dass Frauen in Deutschland für Hygieneartikel den so genannten "Luxussteuersatz" zahlen, während obdachlose Frauen weder Zugang zu Menstruationsprodukten noch zu Toiletten, Unterkünften oder anderen grundlegenden menschlichen Bedürfnissen haben. Das darf nicht sein!
Menstruation und die Umwelt
Die meisten Menstruationsprodukte sind Einmalprodukte. Zählt man alle Tampons, Binden und Slipeinlagen zusammen, die eine Frau in 40 Jahren monatlich benötigt, kommt man auf eine Gewicht von 100 Kilogramm. Zum Vergleich: so viel wie ein kleiner Elefant! Dabei landen nicht nur die Produkte selbst im Müll, sondern auch ihre Umverpackungen. Jeder Tampon z.B. ist in einer Hülle eingeschweißt, jede Binde befindet sich in einer Folie. Viele Einmalprodukte bleiben nach ihrer vermeintlichen Entsorgung ungefähr 500 bis 800 Jahre erhalten, bis sie sich in kleinere Plastikteile zersetzen.
Pro Menstruationstasse
Menstruationstassen kosten einmalig zwischen 10 und 30 Euro, sie sind wiederverwendbar, halten über mehrere Jahre und sparen tausende Tonnen Müll. Ich verwende seit einiger Zeit die Menstruationstassen von OrganiCup, die für mich bisher am besten funktionieren. Und ich möchte Euch an dieser Stelle dazu ermutigen, es zumindest einmal auszuprobieren. Durch Menstruationstassen verspüre ich während meiner Menstruation ein viel angenehmeres Gefühl, ich bin nicht so sehr verkrampft. Die Tasse fasst bis zu drei Tampons, ich entleere sie einmal morgens und einmal abends. Die blöde Tamponstrippe hängt nicht aus der Schlüppi, stört den Toilettengang nicht. Ich verursache keinen Müll, das Blut landet einfach in der Toilette. Wenn ich unterwegs bin, muss ich nicht daran denken, eine Binde oder ein Tampon zum Wechseln dabei zu haben. Ich bin unbeschwerter und freier. Das Einführen der Tasse ist auch an leichten Tagen kein Problem, während mich bei Tampons immer ein unangenehmes, trockenes Gefühl übermannte.
OrganiCup ist dabei ein klarer Favorit von mir, seit ich erstmals mit der Marke zusammengearbeitet habe. OrganiCup ist eine wiederverwendbare Menstruationstasse, die nicht nur umweltfreundlicher, sondern auch gesünder für den Körper ist. Die Tassen sind in den Größen Mini, A und B erhältlich.
Und auch in Punkto Nachhaltigkeit ist OrganiCup definitiv ein Vorbild. Die Anleitung befindet sich auf der Rückseite der Verpackung, auf zusätzliche Beipackzettel und unnötige Plastiksichtfenster wird (umwelt)bewusst verzichtet. Die Tasse ist "AllergyCertified" und hat im Öko-Test die Bestnote „sehr gut“ erhalten. Sie ist zu 100% vegan und tierversuchsfrei und hat keine zusätzlichen Farbstoffe. Das Beste: OrganiCup ist in jedem Alnatura Markt erhältlich oder alternativ auf www.organicup.com.
Ich möchte Euch außerdem beruhigen und gleichzeitig Mut machen, falls es mit dem Falten und Einführen der Tasse zunächst nicht klappen möchte. Ihr werdet im Laufe der Zeit ein immer besseres Gefühl im Umgang mit der Menstruationstasse bekommen. Ich kann mir Menstruationstassen während meiner Periode gar nicht mehr wegdenken, dabei war die erste Zeit mit der Tasse ein kleiner Krampf - im wahrsten Sinne des Wortes. Der Komfort ist neben allen anderen, wichtigen Faktoren wirklich enorm. Die Vorteile gegenüber Einmalprodukten überwiegen klar. Wusstest Du übrigens, dass eine Menstruationstasse nicht so tief wie ein Tampon sitzt? Die Tasse sollte im mittleren Scheidendrittel sitzen und NICHT direkt vor dem Muttermund. Sitzt sie richtig in der Mitte der Scheide, schließt die Tasse mit der Scheidenwand ab; es bildet sich ein Vakuum.
Ihr Lieben, ich konnte längst nicht alles niederschreiben, was mir auf der Seele brennt. Das hätte den Rahmen komplett gesprengt. Nichtsdestotrotz hoffe ich, Euch für das Thema "Enttabuisieren der Menstruation" sensibilisieren zu können. Jeder kann dazu beigetragen. Aufklärung ist wichtig, ebenso wie das Bewusstsein darüber, dass auch Frauenrechte Menschenrechte sind. Nicht nur in Deutschland, sondern überall auf der Welt. Meinem Dank gilt vor allem hartnäckigen und engagierten Organisationen. Sie sind ungemein wichtig für den Abbau struktureller Diskriminierung und Sexismus im Alltag. Weitere Infos findet ihr hier: https://tabooglobalperiods.com
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Toller Beitrag zu einem ganz wichtigen Thema! Ich kann da nur noch bedingt mitreden, da ich in meinem Alter natürlich keine Regelblutung mehr habe, aber sehr wohl erinnere ich mich noch an die erste Zeit (ich war 11) und furchtbare Unterleibschmerzen, die erst später mit der Pille Geschichte waren. Die damaligen Menstruationsprodukte waren übrigens nicht so komfortabel wie heute. Ich erinnere mich an Binden, die keine Klebestreifen hatten und die man sich lose in den Slip "gehängt" hat, da daran lange Enden waren, die man eben vorne und hinten aus dem Slip hängte, für den Halt. Dass dieser nicht gegeben war und bei viel Bewegung oder etwas nachlässigem Sitzen zu häufigen Malheuren führte, muss ich wohl nicht erwähnen, haha. Überhaupt, die damaligen Bindenpakete sahen aus wie Großpackungen XL-Windeln, fürchterlich und so einen Riesentrümmer zu tragen, machte es nicht angenehmer. Echt cool war aber, dass mein Freund nie Probleme hatte, mir beim Einkaufen Binden oder später auch Tampons mitzubringen und das ist für einen Mann in den 1980-Jahren eigentlich auch eher selten gewesen. War eben für die meisten Männer so ein Frauending.
AntwortenLöschenMenstruationstassen habe ich nicht mehr kennen gelernt, aber das ist wohl etwas, was sich langfristig durchsetzen wird und eine Menge Müll und Geld spart. Schön, dass Du so offen mit dem Thema umgehst, denn das ist das Normalste der Welt für jede Frau. Liebe Grüße und noch eine gute Woche