Bodylove: den eigenen Körper lieben lernen

19.03.2016
Erst heute Morgen habe ich mich wieder dabei ertappt, wie ich nur in BH und Schlüppi bekleidet vor dem Spiegel stand, mich drehte und begutachtete, dabei angewidert an mir herum zupellte und feststellte: du bist zu dick. Die Beine sind total kurz. Das Becken und die Oberschenkel viel zu breit. Und deine Brüste erst: einfach zu klein. Ich habe mich dann tapfer in meine Jeans bewegt, die für den viel zu dicken Bauch doch recht locker sitzt und bin in den Tag gestartet. So ist es jeden Morgen. Ein elendiger Kreislauf, der mich mal mehr und mal weniger traurig werden lässt. Ich könnte mich innerlich richtig hineinsteigern. Und dann gibt es dagegen wieder Tage, an denen ich vor dem Spiegel tanze und dabei auf meinen Bauch schaue, der nicht sportlich straff, aber in keinem Fall "dick" ist. Gar nicht so übel, also.



Es ist tatsächlich gar nicht so einfach, den eigenen Körper zu lieben, wenn es doch Menschen gibt, deren Körper so viel schöner und proportionierter als der eigene sind. Überall wo wir hinsehen, sind wir von perfekt aussehenden Menschen umgeben, die in sozialen Netzwerken meist so sehr damit prahlen und dich selbst fühlen lassen, du wärst zu dick. Eine ganze Weile war ich Followerin von Sara Kristin auf Instagram, bis ich dann feststellte, dass ich mich nach jedem ihrer Bilder mit ihr verglich, was mich immer wieder in ein kleines Loch stürzen ließ. Oder anders gesagt: ich schaufelte mir mein eigenes Grab. Ich entabonnierte also ihr Profil und mein Blick auf meinen eigenen Körper wurde wesentlich netter und freundlicher. Wenn ihr mich fragt, dann ist die Liebe zum eigenen Körper reine Kopfsache. Wir beschäftigten uns viel zu sehr mit den Dingen, die in unseren Augen (!) an anderen so viel besser sind als an uns. Ich wusste auch lange Zeit nicht, wie ich mit Komplimenten umgehen sollte. Ich wurde rot und unheimlich unsicher. Auf „Du siehst heute toll aus!“ folgte meistens ein zaghaftes „Ach, ich weiß nicht.“ Mittlerweile sagte ich selbstbewusst Danke und strahle die Person mir gegenüber nett an. Und siehe da: plötzlich fühlten sich Komplimente so viel besser an.

Ich muss an dieser Stelle leider auch sagen, dass ich so gar nicht das Sporttier bin. Während andere motiviert im Fitnessstudio sind, liege ich freudig im Bett und nasche einen Schokoriegel. Wenn ich also so sehr unzufrieden mit meinem Körper bin und dennoch nichts dagegen tue, dann sollte ich mich auch nicht über die Speckröllchen an meinem Bauch ärgern. Von nichts kommt nichts. Dieser ganze Sportwahn führte meiner Meinung nach aber auch dazu, dass wir immer mehr und mehr wollen. Oder in diesem Fall immer weniger. Und dann wundert es doch kaum, dass der Trend Size Zero die Frauenwelt regiert. Schön sehen all die trainierten Frauen mit dem flachen Bauch aus, aber wenn ich sie dann mit einer anderen Frau vergleiche, die dagegen ein paar kleine Rundungen hat und wohlgeformt ist, dann kann die durchtrainierte Frau mit ihrem flachen Bauch und den viel zu dünnen Beinen einpacken. (Ich denke gerade an Sandy Meyer-Wölden, die gerade bei Lets Dance getanzt hat und aussah, als würde sie wie ein Stock einknicken.) Das ist zumindest meine eigene persönliche Meinung. Deswegen, liebe Mädels, macht Sport, weil ihr Lust darauf habt und fit sein wollt und nicht, weil ihr einem Ideal nacheifert. Damit tut ihr euch selbst keinen Gefallen.  Im Gegenteil: es setzt euch viel zu sehr unter Druck. Im Falle kleiner Selbstzweifel tröste ich mich übrigens mit dem Gedanken, dass es mir mein Kind vielleicht irgendwann einmal danken wird, dass mein Becken vergleichsweise breit ist. Wo wir schon beim nächsten Thema sind: es ist sooooo schön eine Frau zu sein! Wir sind es doch, die 9 Monate lang das eigene Kind unter dem Herzen tragen. Also sollten wir auch stolz mit Murmel durch die Gegend laufen und über jedes Gramm mehr hinwegsehen. Was unser Körper in einer Schwangerschaft durchlebt, ist ein einziges Wunder. Vielleicht sind unsere Brüste nach einer Schwangerschaft nicht mehr so schön geformt wie davor oder der Bauch ungewohnt schwabbelig. Auch der Po kann plötzlich breiter sein als zuvor und die Lieblingsjeans passt auf einmal nicht. Aber: schaut in die Augen eures Kindes. Glänzende Kinderaugen, begleitet von einem Strahlen sind all das Wert. (Was natürlich nicht bedeuten soll, dass man sich mit einem veränderten Körper nach einer Schwangerschaft abfinden muss!)

Ich, als überzeugte Atheistin, möchte übrigens genau so sterben, wie ich geboren bin. Ganz ohne Implante in den Brüsten und Botox im Gesicht. Mir gefällt der Gedanke einfach nicht, mir etwas in den Körper einsetzen zu lassen, was nicht mir gehört. Ich wäre einfach nicht mehr ich. Jedenfalls nicht in diesem Sinne. Ich bezweifele auch ganz stark, dass mir eine OP meine Selbstzweifel nehmen kann. Vielleicht sind dann meine Brüste perfekt geformt und die Falten sind gemindert, aber wenn man erst einmal Blut geleckt hat, dann findet man immer wieder Schwachstellen am Körper, die verbesserungswürdig sind.  Wisst ihr, ich bin gar nicht dick. Und eigentlich sehe ich auch gar nicht so schlecht aus. Und eigentlich weiß ich das auch, ganz tief in mir drin. Aber manchmal ist die Unsicherheit eben doch größer als das Selbstbewusstsein. Dabei ist es gar nicht so schwer seinen eigenen Körper zu lernen. Die Kunst liegt darin, sich nicht von allem blenden zu lassen, was uns begegnet und so perfekt scheint. Denn all die so perfekten Leute sind mindestens so unperfekt wie wir, haben genauso Problemzonen wie wir und sind selbstkritisch. Ich für meinen Teil habe mich mittlerweile damit abgefunden, dass mein Körper so ist, wie er nun ist. Wenn ich vor dem Spiegel stehe, sehe ich mittlerweile nicht mehr den dicken Bauch, die kurzen Beine und die kleinen Brüste. Wenn ich vor dem Spiegel stehe, sehe ich in mir meine Mama und meine Oma, die mir mit meiner Geburt ihre Gene geschenkt haben. Gene von zwei Frauen, die ich unheimlich liebe. Was gibt es Schöneres? 

Und wie kann ich mich nun lieben werden?
Tja, ich denke tatsächlich, dass jeder Mensch für sich selbst die Liebe zum eigenen Körper entdecken muss. Dafür gibt es kein Rezept. So gerne ich euch an dieser Stelle auch Tipps geben würde: es geht nicht. Wichtig ist immer nur, dass du toll bist, wie du bist. Dass man sich nicht zu sehr auf seine Problemzonen reduzieren darf, sondern den Blick auf all die guten Dinge richten sollte. Es wird ganz sicher Leute geben, die genau diese Problemzonen an dir lieben. Deine Brüste sind vielleicht klein und nicht schön geformt, aber dein Partner wird sie trotzdem mögen. Deine Beine sind vielleicht kürzer geraten als bei anderen Frauen, dafür passen sie aber einfach wunderbar zu deinem Gesamtpaket. Wisst ihr, ich denke mir immer, dass alles einen Grund hat. Es hat einen Grund, warum mein Becken so breit ist. Es hat ein Grund, warum meine Hände so klein und mein Bauch schwabbelig ist. Alles andere - so sehr ich es mir auch wünsche - würde gar nicht so toll zu mir passen, wie es mir ausmale. Und wenn ich nun so recht darüber nachdenke: eigentlich ist mein Körper voll in Ordnung. Denken wir doch nur an die Menschen, die mit Missbildungen auf die Welt kommen. Was ist mit ihnen? Also, nicht immer so viel rummeckern. Einfach mal Mensch sein und sich toll fühlen. Und wenn euch jemand ein Kompliment macht, scheut nicht davor dieses dankend anzunehmen anstatt schüchtern abzuwinken. Ich finde es mittlerweile wahnsinnig anstregend, wenn die Frau mir gegenüber mädchenhaft schüchtern auf Komplimente reagiert, anstatt sie selbstbewusst anzunehmen. Schönheit - und dazu gehört auch der Körper - liegt übrigens ganz im Auge des Betrachters. Was andere schön finden, mögen andere hingegen gar nicht. Was ich damit sagen möchte: ihr werdet nie perfekt für jeden sein. Es wird immer jemanden geben, der etwas Schlechtes an eurem Körper findet. Aber das ist komplett Wurscht, solange ihr selbst mit euch im Reinen seid und akzeptiert, dass ihr so seid, wie ihr geboren wurdet und dass das voll ok ist.

Lisch's Gedanken zum Thema "Bodylove: den eigenen Körper lieben lernen"

'nen Drücker und bis ganz bald,

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