Ich habe die Pille abgesetzt - und warum ich die Pille nach 8 Monaten wieder einnehme!

03.08.2018
Kurzzeitig habe ich überlegt, die nachfolgenden Zeilen kurz und knackig in einen Instagram-Beitrag zu packen. Nachdem ich bereits zwei Mal zum Thema Pille absetzen berichtet habe, ist es nur fair, auch diesen (abschließenden) Beitrag der Vollständigkeit halber auf dem Blog zu verfassen. Also, hier bin ich! Mit überraschenden Neuigkeiten: ich nehme nach acht Monaten wieder die Pille. Was passiert ist, wie es dazu kam und wie es mir damit geht, möchte ich euch heute gerne erzählen... Ich hoffe ihr seid gespannt und nicht voreingenommen. Das hier ist mein Erfahrungsbericht, der so definitiv nicht anderen Berichten oder euren eigenen Erfahrungen/Meinungen gleichen muss. Jeder Körper ist anders, wie ich feststellen musste.


Rückblick: Was bisher geschah...
Bevor ich auf die drei großen W's (Wieso? Weshalb? Warum?) eingehe, möchte ich die letzten Monate gerne noch einmal Revue passieren lassen. Die letzte Pille habe ich am Abend des 15. Dezember 2017 eingenommen. Das weiß ich so peinlich genau, weil ich mich zu dem Zeitpunkt mit einer Freundin in Wien aufgehalten habe und nach Einnahme der letzten Pille das leere Blister in den Müll geworfen habe. Ich habe mich mit dieser Entscheidung, so intuitiv sie auch getroffen wurde, sehr gut gefühlt. Was mich zu diesem Zeitpunkt von anderen Mädels unterschieden hat? Ich habe die Pille nicht abgesetzt, weil ich sie als Gift für meinen Körper empfunden oder negative Erfahrungen gemacht habe. Im Gegenteil! Ich war offen gesagt immer zufrieden mit der Pille, die ich fast genau 10 Jahre eingenommen habe. Für mich kam keine andere Verhütungsmethode in Frage, weshalb ich immer wieder zur Pille zurückkehren wollte, sofern Bedarf besteht. Auch, weil ich der Meinung bin, dass jede andere Verhütungsmethode genauso Risiken mit sich bringt, wie es die Pille tut. Es ist für mich einfach keine Option, einen Fremdkörper in mir zu haben, wie es z.B. beim Stäbchen, der Spirale, dem Diaphragma oder der Kupferspirale der Fall ist. Dass die Entscheidung letztendlich von jeder Frau selbst getroffen werden muss, ist mir natürlich klar. Ich habe mir deswegen immer gewünscht, dass meine Entscheidung genauso respektiert und akzeptiert wird, wie ich es selbst auch bei jeder anderen Person tue. Teilweise wurde man in der Vergangenheit ziemlich verpönt, wenn man sich als Befürworterin der Pille geoutet hat. Zum Glück war das in meinem Umkreis nicht der Fall. Die Mädels waren offen und interessiert, denn - klar!- so ein Austausch kann für beide Seiten sehr interessant sein, sofern man nicht voreingenommen ist, sich und andere Meinungen akzeptiert. Schlussendlich habe ich die Pille "einfach nur" abgesetzt, weil ich keine Verwendung für sie hatte, ich bereits länger Single war und mir überflüssige Kosten sparen wollte. Die Einnahmen haben mich nur noch genervt, weil ich schlichtweg den Sinn in den Einnahmen nicht gesehen habe. Warum hormonell verhüten, wenn ich aktuell in keiner festen Beziehung bin? Warum, wenn es auch ein Kondom tut? 

keine Alleingänge: ärztliche Rücksprache
Aber versteht mich bitte nicht falsch: nach jeder beendeten Beziehung die Pille wieder und wieder abzusetzen und später wieder einzunehmen, kann auf Dauer dem Körper mehr schaden, als gut tun. Ich möchte deswegen ausdrücklich dafür appellieren, beim Absetzen der Pille (ganz egal, ob mit oder ohne Kinderwunsch) immer Rücksprache mit einem Frauenarzt zu halten. Ich hab's  getan, das Go von meiner Ärztin bekommen und guten Gewissens die Pille abgesetzt. Vielleicht fühlt ihr euch kleinlich oder penibel, aber ärztlicher Rückhalt ist einfach wichtig. Man sollte stets im Hinterkopf haben, dass die Anti Baby Pille immer noch ein Medikament ist. Davon abgesehen, dass in meinem Fall der Behandlungsverlauf um einiges vereinfacht wurde, weil meine Ärztin aufgrund der vorherigen Besuche genau informiert war und mit mir über meine Beweggründe, Bedenken und Gefühle sprechen konnte. Bitte niemals im Alleingang handeln, wenn plötzlich alle Frauen die Pille schlecht reden oder ihr schlimme Nebenwirkungen bemerkt.

Nebenwirkungen und Veränderungen nach dem Absetzen
Die Zeit nach dem Absetzen der Pille war zugegebenermaßen seeeehr spannend. Vielleicht - oder gerade weil - so viele Mädels von einem völlig neuen, besseren Körpergefühl berichtet haben und dabei förmlich ins Schwärmen geraten sind. Die beliebteste Aussage: "Mir geht es viel viel besser." Oder auch: "Ich bin ein völlig anderer Mensch." Die Libido steigt plötzlich wieder, Fressattacken gehören der Vergangenheit an und/oder Stimmungsschwankungen sind von jetzt auf gleich verschwunden. Dass das Absetzen der Pille aber auch Nebenwirkungen mit sich bringt, sollte ebenso klar sein. Die meisten Frauen berichten von Akne, Haarausfall, Zwischenblutungen, starken Periodenschmerzen und kleineren Brüsten. Ich war also gespannt und doch wenig voreingenommen. Ich wollte meinen Körper einfach tun lassen, was nach 10 Jahren mit Pille wenig möglich war: eine gesunde, ausgeglichene Körpermitte finden. Ich war gerade 14 Jahre alt, als ich die Pille zum ersten Mal eingenommen habe. Mitten in der Pubertät. Mein Körper befand sich in einer großen Entwicklungsphase. Dementsprechend neugierig war ich, meinen neuen Körper ohne hormonelle Unterstützung entdecken und erleben zu können. Das klingt ein wenig crazy, aber, ja, genau so war es. Ich hatte keine Angst. Meine Neugier war sehr viel größer.

Meine erste Periode nach dem Absetzen der Pille setzte punktgenau ein. Alles war wie immer. Ich hatte weder zu starke noch zu schwache Blutungen, meine Periodenschmerzen waren nicht weniger unangenehm und auch sonst bin ich in den ersten vier Wochen super klar gekommen. Bis zuletzt kann ich über (fast) keine Nebenwirkungen oder Veränderungen berichten. Auf dem Rücken haben sich ein paar kleine Pickelchen gebildet, die allerdings nicht der Rede wert sind. Ich habe weder unreine Haut, noch sehr fettige Haare. Ja, meine Brüste haben weniger Volumen und fühlen sich nicht mehr wie aufgeblasen an. Insgesamt hat sich ohne Pille aber doch wenig für mich verändert. Ich war ohne Pille genau dieselbe Frau, die ich mit Pille war: lebensfroh, offenherzig, manchmal etwas zickig oder launisch. Ich habe genascht und gegessen, wie es schon immer der Fall war. Allerdings stellte ich fest, dass ich mit dem Absetzen der Pille meinen Eisprung viel bewusster wahrgenommen habe. Damals habe ich Frauen für verrückt erklärt, die mir sagen wollten, sie spüren ganz genau, wann sie ihren Eisprung haben... Mittlerweile kann ich mitreden und weiß, wovon sie sprechen. Ein kleines Ziehen im Unterleib (=Mittelschmerz) und ich weiß, dass jetzt meine fruchtbare Phase beginnt. Wenn man die Zeilen hier so liest, dann könnte man denken, dass alles super war. Das war es bis zuletzt auch. Mit dem kleinen Unterschied, dass ich seit 7 Monaten auf meine Periode warte und mit starken Haarausfall kämpfe...


Was passiert, wenn der Hormonhaushalt nicht mehr rund läuft...
Wie eine Musterschülerin habe ich mir nach dem Absetzen der Pille einen Zykluskalender zur Hand genommen, um meinen Zyklus besser im Blick zu haben und ein Gefühl dafür zu bekommen, wie mein Körper ohne Unterstützung funktioniert. Der letzte Eintrag gilt für Mittwoch, den 17. Januar 2018. Der Tag, an dem ich zum letzten Mal meine Periode hatte. Ich habe vier Wochen gewartet, dann acht Wochen. Schlussendlich sind fast 7 Monate vergangen, seitdem ich meine Periode hatte. Mir geht es gut damit. Ich fühle mich nicht aufgequollen oder aufgebläht. Mir geht es auch ohne Periode super. Eigentlich kann ich mich nicht beklagen, oder? Und doch wollte ich nicht länger auf ein Wunder warten. Na klar, ich habe meinem Körper mit Beginn des Jahres viel zugemutet. Dem bin ich mir absolut bewusst. Ich habe die Pille abgesetzt und beinahe zeitgleich mit dem Abnehmen begonnen. Ich hatte viel seelischen Stress und bin emotional oft an meine Grenzen gestoßen. Trotzdem wurde ich das Gefühl nicht los, dass etwas nicht stimmt. Mit mir und meinem Körper. Ich wollte Verantwortung übernehmen und habe mich deswegen mit meiner Frauenarztpraxis in Verbindung gesetzt. Erst wurde ich besänftigt. "Sie haben viel Gewicht verloren. Geben Sie Ihrem Körper etwas Zeit. Sollte die Periode nicht einsetzen, melden Sie sich bitte in acht Wochen noch einmal." Dann habe ich einen Termin bekommen. Ja, zugegeben: ich fühlte mich kleinlich. Es gibt sicherlich mehr Frauen, die Luftsprünge machen, wenn sie sich nicht mit Blutungen und Periodenschmerzen rumplagen müssen, als Frauen, die Luftsprünge machen, wenn die Periode einsetzt. Ich hielt jedoch weiterhin an meinem Gefühl fest. Ich wollte Gewissheit haben und nicht länger spekulieren, warten, hoffen. Mir gab meine Periode immer ein Gefühl von Reinigung. Als würde mit der Blutung alles Schlechte den Körper verlassen. Ein Neustart also, Monat für Monat. Dementsprechend unruhig wurde ich Monat für Monat mit Ausbleiben der Periode. Auf einen Ultraschall folgte eine Blutabnahme und darauf ein Gespräch. "Melden Sie sich bitte in einer Woche, um die Ergebnisse zu erfahren." Eine Woche später saß ich in der Praxis meiner Ärztin, die ich mit einem Rezept für die Pille wieder verlassen habe. Was war passiert?


Nun sind wir also endlich an dem Punkt angelegt, weshalb ihr den Beitrag eigentlich angeklickt habt. Ich nehme wieder die Pille und ihr wollt wissen, warum. Zu allererst möchte ich jedoch sagen, dass ich enorm dankbar bin, dass sich meine Frauenärztin meinem Anliegen so positiv angenommen hat. Ich hatte Sorge, sie würde mich abwimmeln und winkend aus der Praxis verabschieden. Die gute Nachricht: die Ergebnisse meiner Blutabnahme sind soweit vollkommen in Ordnung. Ich habe weder zu viel männliche Hormone, noch Probleme mit der Schilddrüse. Das ist viel wert und hat mich enorm beruhigt. Naja, manchmal hat man eben doch Angst, es könnte etwas ernsthaft nicht in Ordnung sein. Die schlechte Nachricht: mein "Hormonhaushalt" ist kräftig durcheinander. So sehr durcheinander, dass Labor und Arzt empfehlen, wieder die Pille zu nehmen. Mit Blick auf die Werte bekräftigte meine Ärztin deren Empfehlung und schloss sich ihnen an. Das Ergebnis erklärt, warum mir meine Haare so sehr ausfallen, dass ich fast kaum noch eigene auf dem Kopf habe. Im Ernst. Mir war nach fast jedem Friseurbesuch zum Weinen zumute. Nun ja, also saß ich dort, ziemlich erschrocken und doch dankbar für die Gewissheit, die ich hatte. Pille nehmen. "Geht es Ihnen gut damit? Sind Sie einverstanden?" Ich hätte kein Problem damit gehabt, weiterhin auf die Pille zu verzichten. Mir ging es ohne Pille mindestens genauso gut wie mit Pille. Und doch bin ich natürlich bestrebt, meinen Körper wieder zum Laufen zu bringen, nachdem ich ihn so lange außer Gefecht gesetzt habe. Also, alles auf Anfang.

Alles Liebe für Euch, Mareike ♡

2 Kommentare:

  1. Das zeigt leider, dass die Pille all die Jahre deinen Körper doch kaputt gemacht hat. :( Nicht böse gemeint, ist einfach meine Meinung.

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    1. Nun musst du mir aber auch verraten, was dich in deiner Meinung so sicher macht! :p

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