Warum ich keinen BH mehr trage.

21.08.2018
Ich möchte heute über ein ganz besonderes Thema schreiben. Ein Thema, das mich niemals bewusst beschäftigt, sondern viel mehr überrumpelt hat. Ein Tabuthema vielleicht sogar? Eigentlich hatte ich diese Art von Blogpost niemals geplant, wirklich! Dabei ist das Thema schon sehr viel länger im Gespräch. Auch ich möchte endlich meinen Senf dazugeben. Ein neuer Blickwinkel, ein neuer Erfahrungsbericht, eine neue Meinung. Vollkommen neutral, nicht voreingenommen und ehrlich. Es geht um Brüste. Oder zumindest um das Stückchen Stoff, von denen sie bedeckt und gestützt werden: Büstenhalter, auch BH's genannt ;)

BH's - es gibt sie in sämtlichen Farben, Formen und Größen! Und ich gebe an dieser Stelle offen zu, dass es kaum ein Kleidungsstück gibt, mit dem ich mich attraktiver und weiblicher fühle. Kein anderes Stück Stoff verschafft mir so viel Weiblichkeit, Sinnlichkeit und Leidenschaft. Gleichzeitig gibt es kein schöneres Gefühl, als nach Hause zu kommen, Bluse und Jeans durch einen Schlabberlook zu ersetzen und - ganz wichtig - den BH auszuziehen. Jede Frau kennt es! Dieses sperrige Gefühl im Brustkorb lässt nach, alles kann "atmen" und baumeln. Endlich Feierabend! Und doch kam es für mich niemals in Frage, das Haus ohne BH zu verlassen. Ich erinnere mich an einen Tag vor etwa 3 Jahren, als ich auf dem Weg zur Arbeit mit Schrecken feststellte, dass ich das Haus ohne BH verlassen habe. Ich geriet in Panik, bin gefühlt den gesamten Tag nur mit verschränkten Armen herumgelaufen und habe mich furchtbar unwohl gefühlt. Von diesem Tag an stand fest: niemals werde ich das Haus wieder ohne BH verlassen. Tja, und nun sitze ich hier und verfasse einen Beitrag, dessen Titel kaum widersprüchlicher ausfallen könnte. Also, was ist passiert?


Als ich mit dem Abnehmen begonnen habe, war ich mir den Veränderungen meines Körpers nicht bewusst. Die Gedanken an einen flachen Bauch, nicht so breiten Oberschenkeln und einen schönen Po haben jeden Tag auf's Neue meinen Ehrgeiz geweckt. Zuerst habe ich meinen Gewichtsverlust im Gesicht bemerkt, dann am Bauch. Erst nach 4 Monaten bemerkte ich, dass meine Brust meinen BH nicht mehr ganz ausfüllte. Ich muss gestehen, dass ich die Veränderung zunächst auf das Absetzen der Pille geschoben habe. Dieser Schritt hat meinen Körper neben dem Abnehmen zusätzlich sehr verändern lassen. (Hier gibt es nähere Infos.) Irgendwann war es so schlimm, dass ich kaum noch enge Oberteile tragen konnte, ohne dass sich der viel zu große BH auf meinem T-Shirt abzeichnete. Ich fühlte mich wie eine pubertierende 12 Jährige, die dem Drang widerstehen musste, den BH mit Taschentüchern auszufüllen. Ich kam nicht drumherum, mich mit neuen BH's einzudecken. Mein Weg führte zu Hunkemöller. Die gesamte Situation war ein wenig strange...  

Verkäuferin: "Welche Größe tragen Sie denn sonst?" - "80B." - Sie, mit Blick auf meine Brüste: "Sind Sie sich da sicher?" - "Ja. Das war allerdings, bevor ich abgenommen habe."


Fazit nach dem Ausmessen: 70B. Und ich den Tränen nahe. Ich habe meine Brüste immer sehr gemocht. Die Gewissheit, dass mich das Abnehmen zwei Größen gekostet hat, hat mich in der Umkleide förmlich umgeworfen. Ich fühlte mich plötzlich weniger fraulich, fast ein wenig bubenhaft.  Meine Mama, die neben mir stand, versuchte mich aufzubauen: "Du siehst toll aus!" und "Deine Brüste passen zu deinem schlanken Körper!" Auch wenn ich das Geschäft mit drei neuen BH's verlassen habe, baute sich in mir ein (dümmliches) Trotzverhalten auf. Ich kann kaum beschreiben, was in mir vorging. Ganz nach dem Motto: Wenn ich kaum Brust habe, warum soll ich dann überhaupt einen BH tragen? Das sperrige, beengende Gefühl, das BH's an mir auslösen, mochte ich so oder so schon lange nicht mehr. Gänzlich auf Stoff verzichten wollte ich allerdings auch nicht. Denn, wie gesagt: BH's haben mir schon immer sehr viel Weiblichkeit, Sinnlichkeit und Leidenschaft verschafft. Also habe ich einen Kompromiss gefunden, mit dem ich bis heute sehr gut leben kann: Bralettes!  Bralettes, ohne Bügel, ohne Push-Up, maximal (!) leicht wattiert, mit Spitze. Nicht mehr und nicht weniger. Die beste Entscheidung, die ich mit meiner neuen Körbchengröße treffen konnte. Nur noch zu bestimmten Oberteilen trage ich einen "richtigen" BH. Meistens bin ich dann merklich erleichtert, diesen wieder ausziehen und/oder gegen ein Bralette tauschen zu können. Meine Vorurteile gegenüber Bralettes und Bustiers habe ich übrigens schnell beiseite geschoben. Ich habe sie zuvor automatisch mit den Bustiers verbunden, die ich damals im Laufe meiner Pubertät getragen habe, als sich mein Körper verändert hat und die Brust zum ersten Mal gewachsen ist: Snoopy Print, kunterbunt gestreift, unifarben. 


Bralettes und Bustiers sind mittlerweile so viel mehr. Sie sind sinnlich und sexy, romantisch und hauchzart und dabei mindestens genauso bequem. Je nach Form und Schnitt kombiniere ich sie gerne spielerisch mit weit ausgeschnittenen Oberteilen. Ja, und manchmal verzichte ich im Alltag auch komplett. Manchmal... Witzigerweise hat sich meine Meinung gegenüber BH's ziemlich verändert. Es ist ok, dass Frauen einen BH tragen. Es ist aber auch mindestens genauso ok, wenn sie es nicht tun und dabei vollkommen neue Maßstäbe setzen. Es ist immer noch etwas ungewohnt, dass sich meine Brust auf meinem T-Shirt abzeichnet. Der (Ober)Körper ist zudem ungewohnt viel in Bewegung. Letztendlich ist das aber wohl nur eine Frage der eigenen Einstellung und Gewöhnung. Fakt ist: auch als Frau mit kleiner Körbchengröße muss man sich nicht automatisch verstecken oder weniger weiblich fühlen. Es muss kein verspielter BH mit Blümchen oder Leoprint oder was auch immer sein. Es kann auch einfach hauchzarter Stoff in Form eines Bralettes oder Bustiers sein, ohne Bügel, XXL Push-Up und co. Ich fühle mich nicht eingesperrt oder eingeengt, meine Brüste haben mehr "Freiraum". Gleichzeitig sind sie hübsch verpackt und geben mir die Weiblichkeit zurück, die mir anfangs mit kleinen Brüsten gefehlt hat. Nehmen wir doch einfach das, was wir haben, um uns und unseren Körper völlig neu zu entdecken. Mittlerweile habe ich mich sehr sehr gut mit meiner neuer Körbchengröße angefreundet, auch wenn ich ab und zu mein pralles Dekolleté vermisse.

Alles Liebe für Euch, Mareike ♡

3 Kommentare:

  1. Finde ich klasse! Ich trage leider ein F-Körbchen (durchs Abnehmen nur unwesentlich kleiner geworden) und beneide GLÜHEND alle Frauen mit kleiner Brust. Ja, optisch mögen einige Leute große Brüste reizvoll finden, aber ansonsten gibt es unglaublich viele Nachteile (mal abgesehen davon, dass es auch sehr, sehr viele Kleidungsstücke gibt, die mit kleinen Brüsten super und mit großen Brüsten echt sch*** aussehen :( ). Ich würde auf der Stelle tauschen, wenn ich könnte :D
    Und ja, es ist ein riesengroßer Vorteil, nicht zum BH-Tragen gezwungen zu sein. Ich werde nie die Leute verstehen, die aus optischen Gründen BHs tragen ...

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  2. Ich trage nicht immer BH, sondern je nach Anlass und Kleidungsstück - manche Kleider brauchen ja eine etwas gehobene Brust, um gut zu sitzen, oder sind aus so dünnem Stoff, dass mir eine zweite Schicht zwischen Brust und Außenwelt lieber ist ;) Bustiers finde ich eher störend, die sind so nichts halbes und nichts Ganzes - heben nicht, man hat aber dennoch so ein blödes Gummi um den Leib. Interessant, dass du das als so gar nicht störend empfindest - das, was ich bei BHs nicht mag, haben die ja auch (die Cups/Bügel stören mich nicht, nur das Unterbrustband und das zusätzliche Paar potentiell rutschender Träger). Da verzichte ich lieber ganz, wenn's auch ohne geht :) Also, auf jeden Fall viel Spaß mit der neuen Freiheit :D

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  3. Ich habe Parkuhrgrösse bin schlank, trage aber BH-Größe 80 C bis D... Glücklicherweise zeigen die Ladies noch nicht südwärts und es gibt nichts, was ich mehr hasse, als dieses beengende Gefühl dieser "Schraubstöcke" auch als Büstenhalter bekannt... 😏 Deshalb trage ich (außer, wenn etwas tatsächlich durchsichtig ist oder der Ausschnitt sich verschieben - und somit die Chicas freilegen könnte) nie BH's... Häufiger gibt es mal blöde Blicke, wenn man mal kurz gefroren hat und man halt "was sieht", aber mittlerweile ist es mir echt schnurz! Männer haben doch auch Brustwarzen und da regt sich keiner auf... warum ist das nur bei uns Mädels was "Schlimmes"??? Ich hege nicht die Absicht mit meinen Hupies irgendjemanden zu Nahe zu treten oder das andere Geschlecht zu reizen, aber irgendwie wird es einem immer subtil vorgeworfen... Aber egaletti: Bei mir heisst es Freiheit für die Ladies und dabei bleibt es auch! 😄

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