Lesemonat Januar 2021

27.01.2021
Ich freue mich riesig! Endlich mal wieder ein Lesemonat, bei dem ich mehrere Monate nicht in einen Beitrag packen muss, weil ich so lesefaul war. Tatsächlich war es nämlich so, dass ich im Januar sehr lesebegeistert war. Insgesamt fünf Bücher habe ich gelesen, wovon ich eins leider abbrechen musste. Ich habe mir vorgenommen, mich nicht mehr von Büchern aufhalten zu lassen, die mich nicht überzeugen. Auch, wenn es schwer fällt. 



Die nachfolgenden Bücher könnten unterschiedlich nicht sein: ein Roman, ein Jugendbuch bzw. Thriller, New Adult und nicht zuletzt auch ein Sachbuch. Die Bewertungen sind durchschnittlich gut. Aber, seht selbst!

Tage ohne Hunger
von Delphine de Vigan

»Die Kälte in ihr sagte ihr, dass sie zwischen Leben und Sterben wählen musste.« Laure ist neunzehn Jahre alt und magersüchtig. Als die Krankheit lebensbedrohlich ist, wird sie in eine Klinik eingewiesen. Bei der Wahl für oder gegen das Leben hilft ihr vor allem der Arzt, dessen Patientin sie wird. Er ist der Einzige, der hartnäckig um sie ringt. Nach langer Zeit ist er der erste Mensch, dem sich Laure öffnet. Und sie erzählt von dem Teil ihrer Kindheit, der sie in diese Krankheit getrieben hat: das Zusammenleben mit ihrer psychisch kranken Mutter.

Rezension: Erinnert ihr Euch an das Buch "No & ich", das ich Euch in meinen Jahresfavoriten 2020 gezeigt habe? Dies war das erste Buch von Delphine de Vigan, das ich gelesen habe. Es hat mich so sehr überzeugt, dass ich kurzerhand beschlossen habe, weitere Bücher der Autorin zu lesen. "Tage ohne Hunger" war das erste Buch, das daraufhin folgte. Seitdem stand es unangetastet in meinem Bücherregal. Ich habe lange mit dem Buch geliebäugelt und mich nun endlich bereit gefühlt, das Buch in die Hand zu nehmen. 

Die Buch ist nicht sehr dick, die einzelnen Kapitel nicht unsagbar lang. Ein guter Start, um motiviert ins neue (Lese)Jahr zu starten. Aber Achtung; das Buch ist ziemlich harter Stoff. Es geht um Laure, die 19 Jahre alt ist und bei einer Körpergröße von 1,76m nur noch 36 Kilo wiegt. Sie geht in eine Klinik und vertraut sich einem Arzt an. Die Autorin erzählt die Geschichte von Laure aus der auktorialen Erzählperspektive. Das unterstreicht den Schreibstil von Delphine de Vigan einmal mehr: besonders, nah und detailreich. Zusätzlich habe ich "Tage ohne Hunger" vor allem zu Beginn als sehr kühl empfunden. Klar, die Protagonistin springt dem Tod von der Schippe - nichts, was grundsätzlich herzerwärmend ist. Ganz im Gegenteil: ich musste nach mehreren Seiten immer mal wieder stoppen und Inne halten. 

Bewertung: 

Bad At Love
von Morgane Moncomble

Als Azalées Mutter stirbt, bleibt ihr nichts anderes übrig: Sie muss nach vier Jahren zum ersten Mal in ihre Heimatstadt zurückkehren. Augenblicklich holen sie dort die schrecklichen Erinnerungen an ihre Vergangenheit ein. Doch nicht nur das: Azalée lernt auch ihren neuen Nachbarn Eden kennen. Er ist sexy und geheimnisvoll, und auch wenn sie sich geschworen hat, niemals Gefühle für einen Mann zu entwickeln, berührt er sie auf eine Weise, die ihre Welt mit jedem Tag ein bisschen mehr ins Wanken bringt.

Rezension: Ich bin durch Antonia auf das Buch aufmerksam geworden, woraufhin ich es mir vor gar nicht langer Zeit in unserer örtlichen Buchhandlung gekauft habe. Das Buch soll ganz anders als andere New Adult Bücher sein; nicht so sehr klischeebehaftet, sondern echt und authentisch. Das hat mich neugierig gemacht. 

Ich habe sehr gut in Geschichte gefunden, die sich insgesamt problemlos, verständlich und einfach lesen lässt. Auch hat mir gefallen, dass die Kapitel nicht all zu lang sind. So hatte ich Gelegenheit, das Buch an geeigneter Stelle zu unterbrechen. Azalée hat einen unheimlich authentischen, wenn auch komplexen Charakter, der in erster Linie ihren Erlebnissen "geschuldet" ist. Mit Eden hat Morgane Moncomble einen wirklich wirklich tollen Protagonisten geschaffen, der sich nicht einfach abwimmeln lassen hat, sondern Azalee in erster Linie Ernst genommen und ihr Raum gegeben hat. Das fand ich sehr beeindruckend. Kein Bad Boy, kein Macho. Einfach ein durch und durch toller Mann. Für mein Empfinden wurden allerdings zu viele sensible Themen angesprochen. Als hätte man sie alle zusammengewürfelt und unbedingt in eine Story packen wollen. Letztendlich ist der Autorin die Umsetzung absolut gelungen - nicht umsonst hat das Buch so viele positive Rezensionen - nur war es mir persönlich einfach zu viel auf einmal. 
Schade fand ich auch, dass die Autorin die Hochzeit von Josh für die Wendung der Geschichte gewählt hat.

Bewertung:  

Der Erdbeerpflücker
von Monika Feth

Als ihre Freundin ermordet wird, schwört Jette öffentlich Rache – und macht den Mörder damit auf sich aufmerksam. Er nähert sich Jette als Freund, und sie verliebt sich in ihn, ohne zu ahnen, mit wem sie es in Wahrheit zu tun hat.

Rezension: Ich habe das Buch richtig gerne gemocht! Die ersten 30 Seiten haben mich noch sehr skeptisch gestimmt. Gründe dafür kann ich nicht nennen. Vielleicht, weil meine Erwartungen so hoch waren und ich nicht enttäuscht werden wollte.
Jette ist ein sehr beeindruckendes Mädchen: gutherzig, engagiert, zielgerichtet, euphorisch, ehrgeizig. Sie ist jederzeit für ihre Freundinnen Caro und Merle da. So unterschiedlich die drei Freundinnen auch sind: nichts und niemand kann sie trennen. Bis der Erdbeerpflücker auftaucht...

Im Laufe der Geschichte war ich regelrecht erschüttert darüber, wie leichtfertig sich Jette in Gefahr begibt. Jette, das bedachte, selbstbewusste Mädchen, das nichts aus der Bahn werfen kann.
Der Erdbeerpflücker ist eine tickende Zeitbombe. Ich mochte vor allem, dass die Geschichte aus mehreren Perspektiven erzählt wird: aus der Perspektive von Jette, von Imke und Merle, von Kommissar Melzig, von Malle. Dadurch wird dem Leser detailreich "protokolliert", wie sich die Geschichte immer mehr zuspitzt. Die Perspektive vom Erdbeerpflücker selbst gibt die düsteren Gedanken eines Mörders Preis. Erschreckend grausam, nahezu psychopathisch, dabei aber für den Leser wahnsinnig spannend mit Blick auf den Verlauf.

Auch den Titel finde ich gut gewählt. Ich habe mich zuvor oft gefragt, warum ein solcher Titel und ein entsprechendes Cover für einen vermeintlichen Thriller gewählt wurden. Jetzt aber ergibt alles Sinn.

Ich sehe keinen Grund, dem Buch keine fünf Sterne zu geben. Das Buch hat mich gefesselt.

Bewertung: 

Verliere mich nicht. (Berühre mich nicht. Band 2)
von Laura Kneidl

Mit Luca war Sage glücklicher als je zuvor in ihrem Leben. Er hat ihr gezeigt, was es bedeutet, zu vertrauen. Zu leben. Und zu lieben. Doch dann hat Sage' dunkle Vergangenheit sie eingeholt – und ihr Glück zerstört. Sage kann Luca nicht vergessen, auch wenn sie es noch so sehr versucht. Jeder Tag, den sie ohne ihn verbringt, fühlt sich an, als würde ein Teil ihrer selbst fehlen. Doch wie soll es für sie beide eine zweite Chance geben, wenn so viel zwischen ihnen steht?

Rezension: Puuh, schwierig. Es ist bereits eine ganze Weile her, seit ich Band 1 (Berühre mich. Nicht - Rezension hier) gelesen habe. Zum "Auffrischen" habe ich mich daher kurz durch Band 1 geblättert. Tatsächlich bin ich nach fast drei Jahren aber nicht mehr so gut in die Story gekommen, gleichwohl ich meine Erinnerungen an Band 1 noch gut wahrgenommen habe.

Was mir gut gefällt: Band 2 hat (ebenso wie Band 1) einen starken Wiedererkennungswert. Das Cover ist traumhaft schön und ergänzt "Berühre mich. Nicht." nahezu ideal.
Ich mag den Schreibstil von Laura immer noch sehr gerne, der es mir letztendlich leicht gemacht hat, das Buch trotz aller Differenzen irgendwie zu lesen: flüssig, locker und leicht. Sage und Luca haben mir als Protagonisten insgesamt "ganz gut" gefallen. Sage, deren Verhalten ich oft als widersprüchlich und sprunghaft wahrgenommen habe. Luca, der mit seiner absolut loyalen Art begeistert. An April konnte ich mich schnell wieder erinnern, ebenso an das verzwickte Verhältnis zwischen Sage und ihrer Familie, insbesondere zu Nora und Alan. Connor möchte ich an dieser Stelle hervorheben. Er übernimmt eine unerwartet große, wichtige Rolle. 

Verliere mich. Nicht. konnte mich aber insgesamt leider nicht überzeugen. Es passierte ganz viel - und letztendlich nichts. Zwischen Sage und Luca entwickelt sich ein (gefühlt) niemals endendes Hin und Her, das mich nicht selten an meine Grenzen gebracht hat. Das ambivalente Verhältnis der beiden Protagonisten hat mich gestört, die WG- und Jobsuche von Sage war langweilig. Letztendlich war es einzig und allein der locker-leichte Schreibstil, der mich das Buch zumindest bis zur Hälfte lesen lassen hat. Vom Ende habe ich nicht viel erwartet. Sicherlich gibt es ein ständiges Hin und Her - und schließlich das langersehnte Happy End. Dafür wollte ich mich nicht durchkämpfen. Vielleicht habe ich zwischen Band 1 und 2 einfach zu viel Zeit vergehen lassen. Vielleicht aber ist Band 1 auch einfach stärker.

Bewertung: 

Sie hat Bock
von Katja Lewina

Katja Lewina hat Bock, und sie schreibt darüber. Wäre sie ein Mann, wäre das kein Ding. So aber ist sie: »Schlampe«, »Nutte«, »Fotze«, »Hoe« …
Seit #metoo werden die Rufe nach der potenten Frau laut und lauter. Aber hat eine, die ihr sexuelles Potenzial jenseits von »stets glatt rasiert und gefügig« lebt, in unserer Gesellschaft tatsächlich einen Platz?
Lewina führt die Debatte über weibliches Begehren fort und erforscht entlang ihrer eigenen erotischen Biografie, wie viel Sexismus in unserem Sex steckt. Kindliche Masturbation, Gynäkolog*innenbesuche, Porno-Vorlieben oder Fake-Orgasmen: Kein Thema ist ihr zu intim. Und nichts davon so individuell, wie wir gern glauben. Aber die Krusten unserer Sozialisation lassen sich abkratzen! Und so ist Sie hat Bock mehr Empowerment als Anprangern, mehr Anleitung zur Potenz als Opferdenke. Denn nach der Wahrnehmung von Ungerechtigkeiten und Tabus ist es an der Zeit, den Weg zur Selbstermächtigung einzuschlagen.

Rezension: Ich mochte das Buch wirklich gerne, auch wenn es sich wider Erwarten nicht ausschließlich mit der weiblichen Lust und deren Vorteile auseinandergesetzt hat. Es ging um viel mehr. Es ging um Oralsex, Sextoys, Komplimente, Schambehaarung, Verhütung und Altersweisheiten. Also wirklich breit gefächert. Die einzelnen Seiten haben mich teilweise recht nachdenklich zurückgelassen. Ich war mit der Autorin nicht immer einer Meinung (Ich denke da vor allem an das Thema der Polyamorie.), gleichwohl ich die verschiedenen Perspektiven interessant und durchaus berechtigt fand. Nun ja, viele Leute neigen dazu, eben nicht über den Tellerrand zu schauen. "Sie hat Bock" lehrt uns alle, insbesondere aber die Männer, eines Besseren.
Die Kapitel sind perfekt lang und dabei wirklich gut zusammengefasst, wenn man bedenkt, wie ausführlich die verschiedenen Themen behandelt werden könnten. Das macht das Buch zu einem echten Must Have. Ja, wirklich! Das Buch sollte jede Frau gelesen haben. Endlich wird mit alten Klischees aufgeräumt; es ist in jederlei Hinsicht eine echte Bereicherung. Katja Lewina schreibt derart selbstbewusst, überzeugt und sicher, dass man gar nicht erst in Verlegenheit kommen muss.

Bewertung: 



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