Lesemonat August 2024

02.09.2024
*Die gekennzeichneten Bücher wurden mir als Rezensionsexemplar kostenfrei zur Verfügung gestellt.

Ich glaube, dieser Lesemonat ist einer meiner liebsten aus 2024. Ich habe insgesamt vier Bücher gelesen, von denen zwei Bücher Rezensionsexemplare waren und zwei Bücher von mir selbst gekauft wurden. Die Bücher standen teilweise schon vor Veröffentlichung auf meiner Wunschliste. Nun konnte ich sie endlich lesen. Ein Highlight und ganz klarer Favorit ist übrigens "Die schönste Version". Dagegen hat mich "Nächsten Sommer am See" leider etwas enttäuscht zurückgelassen.


ZUSAMMENFASSUNG August 2024
Anzahl gelesener Bücher: 4
Anzahl gelesener Seiten: 1.744

Nächsten Sommer am See
von Carley Fortune


Romantische Blockhütten am Ufer, Tretboote auf dem glitzernden Wasser und Sonnenuntergänge am See: Fern kann immer noch nicht fassen, dass ihre verstorbene Mutter ihr das Ferienresort am kanadischen Smoke Lake vererbt hat. Ein Ort, der sie an die Sommer ihrer Kindheit und an ihre Jugendliebe erinnert. Und gleichzeitig an den größten Schmerz. Als hätte sie nicht damit nicht genug zu kämpfen, betritt plötzlich der Mann das Resort, den sie vergeblich versucht aus ihrer Erinnerung zu verbannen. Will Baxter
, mit dem sie vor zehn Jahren einen einzigen Sommertag verbracht hat – den aufregendsten ihres Lebens. Ein Tag, der mit einem Versprechen endete, das er jedoch nie eingelöst hat. Fern kann nicht glauben, dass ausgerechnet er ihr helfen soll, das Resort finanziell zu retten. Und dass Will noch immer diese Wirkung auf sie hat, die ihr den Atem raubt. Mit einem Schlag sind all die intensiven Gefühle von damals wieder da – doch Will kommt ganze neun Jahre zu spät.

Seiten: 448
Preis: 13,00€

Rezension: Als Leserin von "Fünf Sommer mit dir" habe ich das neue Buch von Carley Fortune bereits am Cover erkannt. Das Cover sieht nahezu malerisch aus und spiegelt die Sommer ihrer Kindheit in dem idyllischen Ort Barry's Bay wider. Barry’s Bay ist ein realer Ort in der kanadischen Provinz Ontario (Kanada).
Ich habe recht schnell in die Geschichte gefunden, was sicherlich dem leichten Schreibstil von Carley Fortune zu verdanken ist. Sie schreibt sehr detailliert, weshalb ich mir im Handumdrehen ein Bild vom wunderschönen Setting und von den beiden Protagonisten machen konnte. Die Geschichte von Fern und Will wird immer abwechselnd zwischen Vergangenheit und Gegenwart erzählt. Wir erfahren, was an diesem einen besonderen Tag vor zehn Jahren passiert ist und erleben die Gegenwart. Hinzu kommen die Tagebucheinträge von Fern's Mutter, die die Zeit vor und kurz nach Fern's Geburt schriftlich festgehalten hat. 
Fern und Will  sind zwei liebenswerte Personen mit einem großen Herz und viel Ballast auf der Seele. Die Emotionen zwischen den beiden wurden von der Autorin sehr detailliert beschrieben und konnten von mir beim Lesen gut aufgegriffen werden. Dagegen konnte ich Fern's "Liebelei" mit Jamie nicht nachvollziehen. Auf mich wirkte er einfach nur quirlig und drüber. (Abgesehen davon, dass Jamie in jungen Jahren kein guter Umgang für Fern war.) Eines muss man ihm aber lassen: Er war für das Resort immer eine große Unterstützung und Bereicherung. Die "Side Story" zwischen Fern's Mutter und Peter war ein nettes Extra. Fern's beste Freundin Whitney und Cam haben Nebenrollen bekommen, wobei ich Whitney bis zuletzt sehr schwer einschätzen konnte. Insgesamt fand ich die Nebencharaktere leider nicht sehr ausgereift... 
Fern kümmert sich nach dem plötzlichen Tod ihrer Mutter um die Existenz des Resorts, das ihre Mutter jahrelang mit viel Herzblut geführt hat. Als Will im Resort aufkreuzt, ist Fern die Panik, der Ärger und der Frust von vor zehn Jahren ins Gesicht geschrieben. Dabei ist Will nicht ihr einziges Problem. Sie muss sich auch fragen, wie es mit dem Resort weitergeht und ob sie bleibt oder geht.
Der Umgang mit Will fällt Fern merklich schwer, auch wenn Will sehr bemüht und vorsichtig im Umgang mit ihr ist. Fern spürt, dass Will etwas verbirgt. Der Will von heute ist nicht mehr der Will von früher. Was ist passiert? Was hat er zu verbergen?
Leider hat mich die Thematik, für die Carley Fortune mit ihrem Buch sensibilisieren möchte, nicht gänzlich erreicht. Meiner Meinung nach wurde das Thema einfach nicht gut umgesetzt. Die Veränderung, die Fern in Will gesehen hat, war für mich z.B. gar nicht ersichtlich. Er war lediglich etwas verhalten und vorsichtig, was ich aufgrund der zeitlichen Distanz aber nicht verwunderlich fand. Fakt ist, dass ich zum Ende des Buches eher ernüchtert zurückblieb und mir eine andere Herangehensweise gewünscht hätte. Für mich ist "Nächsten Sommer am See" dadurch schwächer als der Vorgänger "Fünf Sommer mit dir".
Insgesamt betrachtet ist "Nächsten Sommer am See" trotz aller Kritik ein toller Sommerroman, der Hoffnung macht und Wärme vermittelt. Das Hintergrundthema ist ebenfalls gut gewählt, wenn auch weniger gut umgesetzt. (Oder kann ich mich einfach schlecht hineinfühlen? I don't know...) Es geht um zweite Chancen,  Akzeptanz und Familie. Mit Barry’s Bay und dem Resort ist ein wunderschönes Setting gelungen, das zum Träumen einlädt. Nichtsdestotrotz kommt das Buch nicht an "Fünf Sommer mit dir"  heran. 

Die schönste Version
von Ruth-Maria Thomas


Die späten Nullerjahre, frühen 2010er Jahre in einer ostdeutschen Kleinstadt: Die schönste Version erzählt die Geschichte von Jella und Yannick, von der ersten großen Liebe, die alles richtig machen will. Bis es kippt. Wieder zurück in ihrem Kinderzimmer fragt Jella sich, wie es so weit kommen konnte. Sie schaut noch einmal genauer hin: auf ihr Aufwachsen in der Lausitz. Kleinstadt und Kiesgruben, Gangsterrap und Glitzerlipgloss. Auf Freundinnen, die sie durch so vieles trugen. Und auf den Moment, in dem Yannicks Hände sich um ihren Hals schlossen.

Seiten: 272
Preis: 24,00€

Rezension: Dieses Buch ist weltklasse! Und die Autorin ist es auch! Ich hoffe, dass auf dieses Debüt noch weitere Bücher von Ruth-Maria Thomas folgen werden. Das Buch ist sehr ehrlich und die beschriebenen Szenen sehr ungeschönt. Der Schreibstil der Autorin ist exzellent: nahbar, echt und auf den Punkt gebracht. Die Sprache wechselt dabei nicht selten von poetisch zu vulgär und derb. Das bringt die Dramatik wunderbar zur Geltung und hat das Buch sehr real gemacht. Ich habe mich mit Blick auf meine Zwanziger häufig wiedererkannt, insbesondere was die kritische Sicht auf mein Selbst und meine Freundschaften betrifft, aber auch der Wunsch nach Akzeptanz und Zugehörigkeit. Ich wollte Jella wachrütteln und im nächsten Moment tröstend in den Arm nehmen. Ich war wütend, erschrocken und traurig zugleich. Kurz gesagt: Die schönste Version hat eine große Palette an Emotionen, Gedanken und Gefühlen in mir hervorgeholt. Es geht um die schlechteste Version des eigenen Selbst, um vergiftete Liebe, radikale Emotionen, Frauenverachtung und -feindlichkeit, Macht und Schuld und um vermeintliche Coolheit.

The Reappearance of Rachel Price*
von Holly Jackson


Vor 16 Jahren verschwand Bels Mutter Rachel auf mysteriöse Weise. Die damals 2-jährige Bel war die einzige Zeugin - und erinnert sich an nichts. Der Fall wird neu aufgerollt, als ihr Vater einer True-Crime-Doku zustimmt. Bel kann es kaum erwarten, dass die Dreharbeiten zu Ende gehen und ihr Leben zur Normalität zurückkehrt. Doch dann geschieht das Unmögliche: Rachel steht plötzlich vor der Tür. Und erzählt eine haarsträubende Geschichte. Kann es sein, dass sie lügt? Und wenn ja: Wo war sie all die Jahre wirklich? Während die Kameras laufen, macht sich Bel auf die Suche nach der Wahrheit - und findet Dinge über ihre Familie heraus, die alles für sie verändern.

Seiten: 576
Preis: 16,00€

Rezension: Holly Jackson schreibt sehr detailliert und verständlich, was „The Reappearance of Rachel Price“ zu einem Buch für jung UND alt macht. Sie schafft es, Leser:innen in ihren Bann zu ziehen und den Spannungsbogen über das gesamte Buch hinweg aufrecht zu erhalten. Die Kapitel haben eine angenehme Länge.

Was die Protagonisten betrifft, gilt ebenso für den Inhalt des Buches. In „The Reappearance of Rachel Price“ kann man niemanden trauen. Die einzelnen Personen selbst sind sehr unterschiedlich, weshalb man sie gut voneinander unterscheiden kann. Zu Beginn war der Stammbaum auf der ersten Seite aber eine tolle Hilfe! Hinzu kommt, dass große Spannungen zwischen den einzelnen Personen herrschen und eine schwierige, angespannte Dynamik besteht. Bel selbst ist die „Hauptprotagonistin“, geht allerdings nicht unbedingt als Sympathieträgerin hervor.

Schnell wird klar, dass es viele Ungereimtheiten zu Rachels Verschwinden gibt. Bel geht dieser Sache auf den Grund und möchte herausfinden, was damals wirklich geschehen ist. Das gesamte Ausmaß war mir bis zur letzten Seite nicht bewusst. Ich habe mitgefiebert und mitgerätselt und wurde letztendlich gänzlich überrascht. Das Buch bietet eine Vielzahl von unvorhersehbaren Wendungen. Am Ende bleibt man fassungslos zurück, weil alles ein Stücken schärfer ist, als man es zu Beginn maximal erwartet hätte. Die Autorin hat wirklich ein Händchen dafür, ihre Leser:innen in die Irre zu führen. Und ich liebe es!

Wenn ich zwingend etwas kritisieren müsste, dann vielleicht, dass Bel keine Sympathieträgerin war. Und den „Showdown“ am Ende hätte es für mein Dafürhalten auch nicht zwingend gebraucht. Das sind allerdings nur kleine Kritikpunkte. Sie wirken sich nicht auf meine Gesamtbewertung aus! Holly Jackson hat sich wieder einmal als erstklassige Young Adult Thriller Autorin bewiesen. Ich bin ihr wieder ein Stückchen mehr verfallen. „The Reappearance of Rachel Price“ konnte mich mit vielseitigen Protagonisten, überraschenden Wendungen und unerwarteten Geschehnissen überzeugen und in den Bann ziehen.

Blue Sisters*
von Coco Mellors


Drei ungleiche Schwestern, wo zuvor vier waren: Ein Jahr nach Nickys Unfalltod treffen sich Avery, Bonnie und Lucky in New York wieder, um den Verkauf ihres Elternhauses zu verhindern. Doch Nicky hat eine solche Lücke hinterlassen, dass die übrigen drei nacheinander völlig aus der Bahn geraten. Gelingt es ihnen, aus dem existenziellen Scherbenhaufen gemeinsam etwas Neues entstehen zu lassen?

Seiten: 448
Preis: 24,00€

Rezension: Das Cover passt perfekt zum Vorgänger „Cleopatra und Frankenstein“ und wirkt sehr ausdrucksstark. Man blickt in das Gesicht einer jungen Frau mit erschöpften Blick und tiefen Augenringen. Ob es sich dabei um Nicky, Bonny, Lucky oder Avery handelt, kann man leider nur vermuten. Mir gefällt, dass der Name der Autorin gold und der Buchtitel blau hinterlegt ist. Diese Farbkombination empfinde ich als sehr stimmig und passend zum Buch. Coco Mellors zählt seit „Cleopatra und Frankenstein“ zu meinen liebsten Autor:innen. Ihr Schreibstil ist sehr einzigartig und sticht zwischen vielen anderen Büchern merklich hervor. In „Blue Sisters“ habe ich ihren Schreistil als sehr viel emotionaler und nahbarer empfunden.
Die Kapitellänge war allerdings etwas zu lang. (Ich bevorzuge eine Kapitellänge von ca. 30 Seiten.)
Coco Mellors ist es gelungen, ganz unterschiedlichen Frauen zu schaffen, die in ihrem Wesen allesamt sehr besonders und einzigartig sind:

Bonny ist Ex-Profi-Boxerin und Türsteherin.
Lucky arbeitet als erfolgreiches Model.
Avery hatte Drogenprobleme und lebt mit einer Frau zusammen. Schnell wird klar, dass die Frauen sehr viel facettenreicher sind, als ihr Profil zu Beginn vermuten lässt. Ihre Werdegänge sind keinesfalls gradlinig verlaufen. Ich konnte mich wenig mit den Schwestern identifizieren, was mich wiederum sehr neugierig gemacht hat.

Das Buch thematisiert die schwierigen Beziehungen zwischen den Schwestern, was sie verbindet und wie sie mit den Themen Tod und Verlust umgehen. Es geht um Sucht und um Liebe, um Selbstfindung und Schwesternschaft. Auch das Verhältnis zu ihren Eltern wird von der Autorin aufgegriffen. Das Buch macht deutlich, dass das Leben aus Höhen und Tiefen gleichermaßen besteht. „Blue Sisters“ ist dadurch in erster Linie sehr authentisch, aber auch schmerzhaft. Es hat in mir als Leserin einige Themen wachgerüttelt.
Coco Mellors hat sich wieder ein Stück mehr in mein Bücherherz geschlichen. In „Blue Sisters“ bespricht die Autorin viele schwere Themen und macht dabei den Unterschied zwischen Schwestern und Freundinnen deutlich. Das Buch ist authentisch und schmerzhaft, aber auch sehr heilsam. Und jeder, der dafür offen ist, sollte es unbedingt lesen.

Und welche Bücher habt ihr im August gelesen? Könnt ihr ein Buch empfehlen? Alles Liebe für euch und bis ganz bald! 

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