Ich bin das erste Mal allein verreist! Dass ich das einmal sagen werde, hätte ich wirklich niiiiiiiemals gedacht. Solo Travel war eigentlich nie eine Option für mich. Wie kam es also, dass ich mich alleine in den Flieger gesetzt und auf den Weg nach Wien gemacht habe? Nun, zugegeben: ich sah diese Herausforderung als (letzte) Chance. Es war also in erster Linie eine Reise zu mir selbst.
War das Deine erste Reise alleine?
Dies war meine erste Reise alleine. Bevor ich die konkrete Planung für die Reise angegangen bin, habe ich mich also gefragt: Was ist mir wichtig? Worauf möchte ich achten? Ich wollte keine Weltreise unternehmen. Wichtig war mir die Möglichkeit, jederzeit abbrechen und umkehren zu können, wenn es nötig ist. (Ja, diesen Raum sollte man sich auch wirklich geben.) Falls ich mich nicht sicher fühle, Heimweh habe oder merken sollte, dass ich mich übernommen habe. Es ging also um kleine Ziele. Ich wollte außerdem einen Ort wählen, der mir nicht gänzlich fremd ist, um keinen großen Druck zu verspüren, unbedingt alles sehen zu müssen. Kurz gesagt: Ich wollte mich nicht übernehmen, mir Raum lassen und mich langsam herantasten. Rückblickend war es genau so absolut perfekt. Für meinen Städtetrip habe ich übrigens insgesamt vier Tage eingeplant.
Mein Entschluss stand also fest. Schließlich habe ich nicht länger gezögert und Nägel mit Köpfen gemacht. Ich wolle keine Zeit verlieren. Die Flüge waren schneller gebucht, als mir lieb war. Damit stieg sogleich die Vorfreude. Ich hatte noch keine Vorstellung davon, wie ich die Tage in Wien gestalten würde, aber ich freute mich sehr! Ich habe mir jeglichen Druck genommen, wollte mich stattdessen treiben lassen und einfach schauen, wonach mir ist. Alles kann, nichts muss.
Mein Papa brachte mich zum Flughafen. "Du reist also wirklich allein, ja?", sorgte er sich, während ich mir den Rucksack auf den Rücken schnallte. JA! Und ich war so entschlossen, wie schon lange nicht mehr! Die Entscheidung kam sicherlich für viele überraschend.
Hattest Du im Vorhinein Angst?
Ich habe mir das immer super merkwürdig vorgestellt: Man steigt allein in einen Flieger, bereist allein eine Stadt, ist alleine unterwegs. Und überhaupt: Man macht alles alleine: essen, trinken, entdecken, etc. Ist das nicht komisch? Zwar fällt mir das Alleinsein grundsätzlich nicht schwer, aber Solo Travel ist einfach eine andere Hausnummer. Da ist niemand, mit dem man neu gewonnene Eindrücke teilen kann. Niemand, der einem den Weg weisen oder beschützen kann. Also, Angst hatte ich nicht. Aber Respekt! Und wisst ihr was? Letztendlich war ich mir selbst genug. Ich war tiefenentspannt, habe mir keinerlei Gedanken darum gemacht, "was passieren könnte, wenn..." und habe mich einfach treiben lassen. Alles war ganz selbstverständlich.
Im Übrigen bin ich lediglich mit einem Rucksack gereist, was das Reisen insgesamt sehr erleichtert hat. Auf Kosmetik habe ich größtenteils verzichtet; in Punkto Kleidung habe ich mich auf das Wesentliche beschränkt. (Ohnehin gäbe es nichts, was ich in Wien nicht auch hätte kaufen können.) Nach meiner Ankunft in Wien am Montagabend war ich zunächst sehr erschöpft. Mein Flug hatte eine Stunde Verspätung, ansonsten verlief die Anreise vom Abflug bis hin zur Ankunft in Wien und der Weiterreise mit den Öffis reibungslos. Darauf gab es später ein Ottakringer Bier.
Welche Art von Unterkunft hast Du gebucht?
Während meines Aufenthalts in Wien hatte ich eine private Unterkunft in der Mariahilfer Straße, was sehr angenehm und natürlich sparsam war. Ich hatte einen Schlüssel zur Wohnung, weshalb ich zusätzlich sehr flexibel war. (Aber auch ein Hotel oder eine anderweitige Unterkunft wären für mich in Ordnung gewesen.)
Für Dienstag, meinen zweiten Tag in Wien, hatte ich keine Pläne. Ich wollte es ursprünglich ruhig angehen und alles auf mich zukommen lassen. Beim Frühstück überkam es mich jedoch regelrecht. Mit dem Laptop im Schoß habe ich meine Route für diesen Tag "geplant". Gestartet bin ich im Supermarkt um die Ecke, wo ich mich mit Sandwiches, Riegel, Äpfel, Keksen und Getränken ausgestattet habe. Weiter ging es zum Museums Quartier, zum Volkstheater und zum Maria-Theresien-Platz. Am Maria-Theresien-Platz habe ich mir ein sonniges Plätzchen auf einer Bank gesucht, meinen Kaffee getrunken, einen Apfel gegessen und die ersten Selfies an meine Freunde versendet. Danach ging es weiter zur Hofburg, zur Oper und zum Stephansplatz. Zwischendurch habe ich mir ein Eis gekauft. Auch eine beliebte Frage: War es nicht komisch, alleine essen zu gehen? Absolut nicht! Ganz im Gegenteil: Mir ist dadurch erst einmal bewusst geworden, wie viele andere Menschen ebenfalls alleine essen und alleine unterwegs sind. Und mal ehrlich: Letztendlich geht man in der Masse unter. Niemanden interessiert es, ob man alleine, zu zweit oder in einer Gruppe unterwegs ist. Dafür sind wir alle viel zu sehr mit uns selbst beschäftigt ;-)
Am Stephansplatz war ich bei ZARA, wo ich recht schnell fündig wurde. Ich musste mich regelrecht zusammenreißen, schließlich bin ich nur mit einem Rucksack gereist, der im Idealfall nicht platzen sollte. Im Anschluss bin ich zum Franziskanerplatz gelaufen und von dort weiter zum Wiener Stadtpark, wo ich mich von meiner stressigen Shoppingtour erholen konnte. Nein, wirklich, es war richtig schön dort. Den Wiener Stadtpark habe ich schnell in meine Top 3 aller Spots in Wien gelistet.
Im Wiener Stadtpark konnte ich runterfahren, abschalten und die ersten Eindrücke sacken lassen. Gleichzeitig habe ich neue Pläne geschmiedet. Ich wollte das Hundertwasser Haus und den Wiener Prater besuchen. Das Hundertwasser Haus habe ich zum ersten Mal besichtigt; der Prater war mir durch meine Wien Reise im Winter 2017 bekannt. Meine Eindrücke waren aber vollkommen andere. Wien im Winter und Wien im Sommer - das sind zwei ganz verschiedene Paar Schuhe! Der Prater ist ein großer (Vergnügungs)Park mit Fahrgeschäften und dem berühmten Riesenrad von 1897.
Das Wetter war traumhaft schön an diesem zweiten Tag in Wien. Also habe ich kurzerhand entschieden noch die Donauinsel zu besuchen. Dafür musste ich ziemlich weit aus der Innenstadt herausfahren, aber es hat sich zu 100% gelohnt. Die Donausinsel ist ein toller Spot; insbesondere für junge Leute und Sportler. Es ist ein Freizeitparadies mit Badestrand, Grillplätzen, Wassersport Arena, Kletterpark und viiiiiiel Grün. Den Tag habe ich mit einem Eis auf der Hand und Shopping ausklingen lassen.
Mein dritter und vorletzter Tag in Wien war schneller angebrochen, als mir lieb war. An meine Rückreise wollte ich nicht denken. Ich war richtig glücklich und ausgelassen und fühlte mich pudelwohl. Die Menschen in Wien sind allesamt aufgeschlossen, besonnen und nett. Das ÖPNV Netz habe ich ganz selbstverständlich genutzt, als gäbe es die Berliner S-Bahn und die BVG nicht.
Jedenfalls galt es noch einmal alles abzuklappern, was mir wichtig war. Und die Liste war lang: der Karlsplatz, Schloss Schönbrunn, Schloss Belvedere und die schwimmenden Gärten. Und im besten Fall sollte noch Zeit für ein Eis sein. Den Karlsplatz hatte ich fußläufig innerhalb von ca. 20 Minuten erreicht. Definitiv ein "Must See" in Wien. Die prachtvolle barocke Karlskirche ist nicht umsonst eines der Wahrzeichen von Wien. Weiter ging es zum Schloss Belvedere: grün, schön bepflanzt mit ausgezeichneten Sitzgelegenheiten und wunderschöner Kulisse. Dort habe ich ein Buch gelesen, gesnackt und einfach genossen. Nächster TOP: Schloss Schönbrunn. Schloss Schönbrunn habe ich bereits 2017 sehr ausgiebig besucht, weshalb ich mich überwiegend auf den Schlossgarten konzentriert habe. Bei 27 Grad und strahlenden Sonnenschein wunderschön und ganz anders als im Winter. Einfach traumhaft.
Zuletzt ging es noch zu den schwimmenden Gärten. Oder anders gesagt: eine kostenlose "Chill-Area", mit Kühlluft-Schneise am Donaukanal, die bei sommerlichen Hitzeperioden für ein angenehmeres Stadtklima sorgen soll. Dieser Spot entpuppte sich leider als Flop: dreckig, laut und einfach nicht schön. Schade! Der Weg dorthin führte mich zu Fuß einmal durch die gesamte Stadt. Als Entschädigung habe ich mir (natürlich!) ein Eis gegönnt ;-)
Und dann kam der Tag meiner Abreise. Uff. Mein Herz war ganz schön schwer. Zu allem Überfluss hatte ich verdrängt, dass ein Feiertag war und alle Geschäfte geschlossen hatten. Immerhin konnte ich mir bei Starbucks einen Kaffee kaufen, mit dem ich zu Fuß den Naschmarkt angesteuert bin. Den Naschmarkt hatte ich an Tag zwei bereits gestreift; viel sehen konnte ich aber nicht. Der Naschmarkt ist für seine mehr als 120 Marktstände und sein buntes kulinarisches Angebot von Wienerisch bis Indisch, von Vietnamesisch bis Italienisch bekannt und ist ein Treffpunkt für Jung und Alt.
Ein letzter Besuch im lieb gewonnenen Wiener Stadtpark und ein Eis und ehe ich mich versah, war ich bereits auf dem Weg zum Flughafen. Meine letzten Stunden habe ich also noch einmal sehr ausgiebig genutzt. Ich konnte nicht glauben, dass meine Zeit schon vorbei war.
Was war am schönsten/am schwierigsten?
Ich habe mich zu keinem Zeitpunkt allein, geschweige denn einsam gefühlt. Dieses "sich treiben lassen" hat wunderbar funktioniert und Wien im Sommer ist einfach wunderschön! Mit meiner Planung habe ich also alles richtig gemacht. Ich habe mich nicht übernommen, ich habe mir keinen Druck gemacht und ich habe mir alle Möglichkeiten offen gehalten. Alles kann, nichts muss. Längere Reisen in sehr ferne Länder kann ich mir (aktuell) nicht vorstellen, aber ein Städtetrip - why not?
War es schön allein zu reisen?
Letztendlich bin ich sehr happy, mich für diese Reise entschieden zu haben. Dabei war es nicht einzig und allein die Entscheidung für die Reise. Es war in erster Linie auch eine Entscheidung für mich selbst. Ich bin über mich hinausgewachsen. Und ihr könnt das auch! Einfach mal machen! Hört auf Euer Gefühl, habt Vertrauen! Ich hätte diese Reise nicht angetreten, wenn ich tief in meinem Inneren nicht gewusst hätte, dass ich das schaffe.
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Das hast du wirklich toll geschrieben und bestätigt mich, kommenden Sommer ebenfalls nach Wien zu reisen! :)
AntwortenLöschenAch, klasse! Das freut mich sehr! :))
LöschenMich auch 😁😊
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