Tabuthema: Darm und Darmerkrankungen - Das Organ der Superlative

11.10.2021
Liebe alle, was unterscheidet dieses Tabuthema von den vorherigen? Es ist medizinisch. Das bedeutet, dass dieser Beitrag hauptsächlich auf Fakten und medizinischen Wissen basiert, das ich aufwändig recherchiert und zusammengefasst habe. 
Ich werde hier nicht über Form, Farbe und Konsistenz sprechen. Es ist mir ein viel wichtigeres Anliegen über Erkrankungen, Vorsorge und Früherkennung zu schreiben. Ein Großteil unserer Bevölkerung leidet unter Beschwerden, Erkrankungen und Entzündungen, die ihren Ursprung im Darm haben: Reizdarm, Morbus Crohn, Colitis Ulcerosa und Darmkrebs sind nur einige von vielen Darmerkrankungen, die einen Großteil unserer Mitmenschen betreffen, Männer und Frauen zugleich, ohne dass darüber gesprochen wird. Ich möchte diese Plattform nutzen, um das Tabu zu brechen, Wissenslücken zu schließen und das Bewusstsein dafür zu stärken, dass der Darm ein vielseitig unterschätztes Organ ist. 


Disclaimer: Ich muss an dieser Stelle unbedingt betonen: ich bin selbstverständlich keine Ärztin! Solltet ihr unter Darmbeschwerden leiden und ggf. Symptome der verschiedenen Erkrankungen erkannt haben, sucht bitte eine entsprechende Arztpraxis auf und lasst Euch untersuchen. Ferndiagnosen sind tickende Zeitbomben, unzuverlässig und gefährlich.



Statistiken, Zahlen, Fakten...
Morbus Crohn und Colitis Ulcerosa - auf diese beiden Darmerkrankungen werde ich im Laufe des Textes noch genauer eingehen - sind die häufigsten chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED). ABER: Morbus Crohn und Colitis ulcerosa werden erst seit Beginn des 20. Jahrhunderts intensiver beobachtet.
Die Statistiken zeigen, dass die Zahl der Betroffenen enorm schnell ansteigt: Für den Zeitraum von 2000 bis 2017 wurde z.B. ein Zuwachs von Patienten mit Colitis Ulcerosa um 55 Prozent, bei Morbus Crohn sogar um 83 Prozent verzeichnet. Möchte man Experten glauben, dann werden diese Zahlen bis 2025 um ein weiteres Viertel ansteigen. Insgesamt leiden in Deutschland übrigens etwa 420.000 bis 470.000 unter chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (Stand: Mai 2020). 

Auch interessant: Die Häufigkeit nimmt dabei mit einem höherem Lebensstandard und verbesserten hygienischen Bedingungen zu. Und: Einzelkinder erkranken dabei wohl häufiger als Kinder mit Geschwistern. CED beginnen meist zwischen dem 15. und 35. Lebensjahr, ohne dass es die Betroffenen bemerken. Die Verläufe sind schleichend. Männer und Frauen erkranken dabei etwa gleich häufig. Kaum verwunderlich: Bei jungen PatientInnen sind die Entzündungsaktivitäten, Schmerzen und Beeinträchtigungen der Lebensqualität deutlich ausgeprägter. Diejenigen, die erst im höheren Lebensalter erstmals erkranken, haben durchschnittlich leichtere Verläufe.

Experten meinen, dass eine frühzeitige Diagnose wichtig ist, denn: CED-Patienten haben ein erhöhtes Darmkrebs-Risiko!

Der Darm – ein unterschätztes Organ
„Der Darm ist die Wurzel der Pflanze Mensch“, sagte der österreichische Arzt Franz Xaver Mayr einmal. Und spätestens mit ihrem Buch "Darm mit Charme" hat Autorin Giulia Enders manifestiert: Unser Darm ist ein fabelhaftes Wesen voller Sensibilität, Verantwortung und Leistungsbereitschaft.

Der Darm ist für unser Wohlbefinden und die bioenergetische Gesundheit unseres Körpers zuständig. Der Darm filtert Nährstoffe, reguliert den Wasserhaushalt, produziert wichtige Substanzen wie z.B. Hormone und dient als eine Art Abwehr gegen Krankheitserreger. 70% aller Immunzellen befinden sich im Dünn- und Dickdarm; knapp 80% aller Abwehrreaktionen laufen hier ab. Der Darm ist außerdem ein enorm wichtiger Teil unseres Immunsystems und verfügt über viele Millionen Nervenzellen, die ähnlich funktionieren wie die Nervenzellen im Gehirn. Das bedeutet auch: Unser Darm reagiert sehr sensibel und beeinflusst deswegen auch unser seelisches Befinden, weshalb die Anzeichen bei Stress und Ärger oft  Bauchschmerzen, Durchfall oder Verstopfungen sind.

Die Haut – Der Spiegel unseres Darms
Wusstest Du schon, dass Haut und Darm über das Immunsystem miteinander verbunden sind? Studien zeigen: Menschen mit Problemhaut haben oft eine veränderte Darmflora und eine veränderte Darmbarriere - alles Probleme, die sich unter Belastung und Stress zusätzlich verstärken können. Die Störung der Darmflora kann dazu führen, dass Nährstoffe nicht mehr aufgenommen werden können, was sich wiederum negativ auf das Hautbild auswirkt. Dies macht sich z.B. durch eine trockene Haut, Ekzeme oder verschiedene Hauterkrankungen bemerkbar. Wer also mit Problemhaut zu kämpfen hat, sollte nicht nur seine Haut, sondern auch seinen Darm umsorgen. Um die nützlichen Darmkeime zu begünstigen, müssen sie mit der richtigen Ernährung versorgt werden. Ernährung, Darm, Haut - ein Kreislauf, der eng miteinander verknüpft ist. Schlechte Ernährung, schlechte Darmbarriere, schlechte Haut.

Leben mit chronischen Darmerkrankungen (CED)
Die Ursachen für CED sind bis heute leider nicht vollständig geklärt. Auch, weil sie teilweise sehr individuell sind. Vermutlich tragen mehrere Faktoren zur Entstehung bei. Morbus Crohn kann erblich bedingt oder auch eine Ursache einer gestörten Barrierefunktion der Darmwand sein. Auch veränderte Mikrobiom-Zusammensetzungen (= Keime, schlechte Bakterien, etc.) und das Rauchen sowie schlechte Ernährungsgewohnheiten können CED begünstigen.

Es gilt: Je früher und konsequenter die Erkrankung behandelt wird, desto besser sind die Chancen, dass die Betroffenen ihr Leben weitestgehend aktiv und ohne große Einschränkungen genießen können. In Schubphasen können entzündungshemmende Medikamente die Entzündung lindern und Schmerzen mildern. Auch die Verdauungstätigkeit kann sich dann wieder normalisieren. Eine Ernährungstherapie kann während eines Schubs das Verdauungssystem entlasten und Untergewicht sowie Mangelernährung vorbeugen. Je nach Schwere des Schubs empfiehlt sich Trinknahrung; beziehungsweise Nahrung über eine Dünndarm- oder Magensonde. Ist der Verdauungstrakt durch die CED sehr stark entzündet, besteht auch die Möglichkeit, Nährstoffe intravenös über eine Infusion zu erhalten.

Das wichtigstes Ziel bei CED ist jedoch, erneuten Schübe und Komplikationen oder bleibende Schäden vorzubeugen. Eine Behandlung mit Aussicht auf dauerhafte Linderung ist allerdings nahezu unmöglich.

Reizdarm
Ich möchte zunächst über das sogenannte "Reizdarm Syndrom" sprechen. Vielleicht kennt ihr es selbst: Bei Ärger, Stress, Nervosität und Belastung grummelt es in der Körpermitte, es kann zu Druck- und Völlegefühl und Durchfall kommen. 
Ein Reizdarm ist nochmals von Morbus Crohn und Colitis ulcerosa zu unterscheiden, aber unter den Magen-Darm-Erkrankungen die am häufigsten gestellte Diagnose und deswegen für diesen Beitrag nicht unrelevant. Frauen sind davon übrigens doppelt so oft betroffen wie Männer. Bei einem Reizdarm handelt es sich um keine organische Krankheit, sondern um eine funktionelle Störung zwischen dem Nervensystem und der Darmmuskulatur. (Nochmal zur Erinnerung: Die Nervenzellen im Darm ähneln den Nervenzellen im Gehirn sehr.) Das kann die Lebensqualität stark einschränken. Sobald also Stress auf den Darm schlägt, geraten die Nerven im Darm in eine Art Dauererregungszustand. Die Nerven kommen mit der Regulierung der Darmbewegungen durcheinander und es kommt schließlich zu Übelkeit, Bauchschmerzen, Blähungen, Druck- und Völlegefühl bis zu Durchfall oder Verstopfung. Mitverantwortlich kann u.a. eine gestörte Darmflora sein. Die Diagnose für einen Reizdarm erfolgt über viele verschiedene Untersuchungen, die auch deswegen so wichtig sind, um organische Krankheiten ausschließen zu können. Eine Behandlung ist z.B. über FODMAP-reduzierte Ernährung möglich, was einige drastische Einschränkungen mit sich bringt. FODMAP umfasst eine Gruppe von Kohlenhydraten und Zuckeralkoholen, die in vielen Nahrungsmitteln vorkommen und im Dünndarm nur schlecht resorbiert werden. Die Betroffenen verzichten für einige Zeit komplett auf alle potenziell reizenden Kohlenhydrate. Dabei sollte man sehr konsequent bleiben, um die Darmbeschwerden eines Reizdarms auch langfristig in den Griff zu bekommen. Hilfreich kann auch langsames, gemütliches und geselliges Essen sein. Es gilt, insgesamt mehr Ruhe und Struktur in den Alltag zu bringen und Stress zu vermeiden.

Zu den "typischen" chronischen Darmerkrankungen (CED) zählen Morbus Crohn und Colitis ulcerosa, die ich Euch nachfolgende erläutern werde.

Morbus Crohn und Colitis ulcerosa
Lasst mich vorab sagen: Morbus Crohn und Colitis ulcerosa weisen viele Ähnlichkeiten auf und sind deswegen manchmal schwierig voneinander zu unterscheiden. Es gibt jedoch mehrere Unterschiede:

Bei Colitis ulcerosa sind "nur" der Enddarm und eventuell der Dickdarm entzündet. Es handelt sich dabei um eine flächig ausgebreitete Entzündung, die sich auf die oberste Schicht der Darmwand (also der Darmschleimhaut) beschränkt. Morbus Crohn kann dagegen den gesamten Verdauungstrakt (vom Mund bis zum After) betreffen; es treten fleckenförmig verteilte Entzündungsherde auf, die alle Schichten der Darmwand betreffen.

Anzeichen für CED wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa sind Bauchschmerzen, über mehrere Wochen anhaltender Durchfall sowie Gewichtsverlust. Auch Kinder können betroffen sein, wobei bei Kindern die Symptome noch schwächer ausgeprägt und daher schwieriger zu identifizieren sind. Die Diagnose von Morbus Crohn und Colitis ulcerosa erfolgt nach mehreren Untersuchungen von Blut- und Stuhl und mithilfe einer Darmspiegelung mit Gewebebiopsie. Wie eine Darmspiegelung abläuft, erkläre ich später. Ihr solltet nun aber schon ein Gespür dafür bekommen haben, warum unsere Darmgesundheit wichtig.

Morbus Crohn
Die Hauptsymptome bei Morbus Crohn sind krampfartige Bauchschmerzen und Durchfälle. Die Beschwerden treten dabei meist schubweise auf und die Betroffenen können längere Zeit beschwerdefrei sein. Meist ist nur der letzte Abschnitt des Dünndarms und der Übergang zum Dickdarm betroffen. Der Verlauf ist unterschiedlich schwer. Bei einem sehr ungünstigen Verlauf können sich Geschwüre, Engstellen und/oder (Fisteln) zu anderen Organen bilden. Übrigens: Im Durchschnitt dauert es etwa 13 Monate, bis Morbus Crohn diagnostiziert wird. Die Diagnose erfolgt häufig über Blutwerte und über eine Stuhlprobe. Besonders tragisch: Morbus-Crohn-Patienten versterben eher an Darmkrebs - insbesondere wenn eine chronische Entzündung der Gallenwege vorliegt oder die Patienten vor dem 40. Lebensjahr erkrankten. 

Wusstest Du schon, dass die amerikanische Sängerin Anastacia an Morbus Crohn erkrankt ist?

Colitis ulcerosa
Colitis ulcerosa ist eine chronische Entzündung des Dickdarms. Anzeichen sind Durchfall mit Blut- und Schleimbeimengungen und Schmerzen - oft im linken Oberbauch. Die Krankheit verläuft ebenfalls meist schubförmig. Während eines Schubs kann sogar ein Krankenhausaufenthalt nötig werden. Symptome sind blutig-schleimige Durchfälle, krampfartige Unterbauchschmerzen, kolikartige Schmerzen im linken Unterbauch, Blähungen und Leistungsverlust. Colitis ulcerosa birgt viele Risiken, z.B. eine massive Erweiterung des Darms mit der Gefahr eines Darmdurchbruches und einer Bauchfellentzündung; starke und evtl. lebensbedrohliche Blutungen; Wachstumsstörungen bei Kindern und ein erhöhtes Darmkrebsrisiko. 

Ein prominentes Beispiel für Colitis ulcerosa ist Ex-Bachelorette-Teilnehmer Philipp Stehler. In seinem Buch "Mein Darm ist kein Arsch" spricht er über die Diagnose und sein Leben mit der Krankheit.

Darmkrebs: Die dritthäufigste Krebserkrankung
Die (meiner Meinung nach) schlimmste aller Darmerkrankungen ist Darmkrebs. Von Darmkrebs spricht man bei bösartigen Tumoren im Dickdarm oder Mastdarm, die in den meisten Fällen aus gutartigen Wucherungen der Darmschleimhaut entstehen. Bei vielen Menschen bleiben diese sogenannten Darmpolypen harmlos; bei anderen dagegen entwickeln sie sich weiter zu Darmkrebs.
Darmkrebs ist der zweithäufigste Tumor weltweit. Im Jahr 2017 erkrankten etwa 26.592 Frauen und 32.320 Männer an Darmkrebs. Darmkrebs gilt als eine gut behandelbare und in vielen Fällen heilbare Erkrankung. Grundsätzlich sind die Lebenserwartung und Heilungschancen aber natürlich stark abhängig vom Stadium der Erkrankung, Lage und Typ des Tumors, Therapieschema, Begleiterkrankungen und individuellen Faktoren.
Verwandte ersten Grades (Eltern, Kinder, Geschwister) von Darmkrebs-Patienten erkranken häufiger selbst an dieser Krebsart als andere Menschen. In Deutschland ist Darmkrebs bei Frauen die zweithäufigste und bei Männern die dritthäufigste Krebsart. Das Fatale: Darmkrebs entwickelt sich sehr langsam, meist lange Zeit ohne Beschwerden. Mögliche Anzeichen könnten veränderte Stuhlgewohnheiten, Blut im Stuhl, ungewollter Gewichtsverlust, Blutarmut, evtl. Bauchschmerzen, leichtes Fieber, Müdigkeit und Leistungsschwäche sein.

Falsche Ernährung (z.B. durch zu wenig Ballaststoffe, zu viel Fleisch und zu viel Fett), Bewegungsmangel, Übergewicht, Alkohol, Nikotin, genetische Faktoren, chronisch-entzündliche Darmerkrankungen und Diabetes mellitus Typ 2 können Darmkrebs begünstigen.

Dies gibt mir noch einmal Gelegenheit um zu unterstreichen, dass gesunde Ernährung und eine gesunde Lebensweise nicht ausschließlich für tolle, straffe, fitte Körper wichtig sind, sondern allen voran für unsere (Darm)Gesundheit. 

Tabuthema: Darmkrebsvorsorge
Die Darmkrebsvorsorge ist für ein leidiges, unangenehmes Thema. Alternativ zum Stuhltest haben Männer schon ab 50 Jahren das Recht auf eine Darmspiegelung; Frauen ab 55. Die Darmkrebsfrüherkennung wird allerdings immer noch zu wenig genutzt. Die Darmkrebs-Früherkennung ist vor allem für Personen gedacht, die keine Anzeichen und kein besonderes Risiko für Darmkrebs haben.

Männer können die Darmspiegelung, die von der Krankenkasse bezahlt wird, ab 50 in Anspruch nehmen, Frauen ab 55. Eine zweite Darmspiegelung wird frühestens 10 Jahre nach der ersten angeboten, sofern bei der ersten Darmspiegelung keine Auffälligkeiten gefunden wurden. Wusstest Du schon, dass das Darmkrebsrisiko bei Männer um 7,5 Prozent höher ist? Männer trinken häufiger als Frauen zu viel Alkohol, rauchen und bringen meist mehr Kilo auf die Waage. Dies sind alles Mitursachen dafür, dass Männer durchschnittlich wohl öfter an Darmkrebs erkranken als Frauen. Auch interessant: Die natürlichen Östrogene der Frau haben wahrscheinlich einen gewissen "Schutzeffekt". All das zusammen erklärt, warum Darmkrebs Frauen im Schnitt ein paar Jahre später trifft – und warum es sinnvoll ist, dass Männer bereits mit 50 Jahren Anspruch auf eine Darmspiegelung haben und diese auch nutzen sollten.

Ich möchte auch betonen: Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko für Darmkrebs an; eine Darmspiegelung ist die zuverlässigste Methode zur Früherkennung!

Ablauf einer Darmspiegelung
Vor der Darmspiegelung - in Fachkreisen auch Koloskopie genannt - sollte der Darm möglichst vollständig entleert sein. Dafür trinkt man vor der Untersuchung ein Abführmittel mit reichlich Flüssigkeit, insgesamt etwa zwei bis vier Liter. Erlaubt sind Wasser, Brühe, Tee und Säfte. Auf feste Kost muss ab zwei bis drei Stunden vor dem Abführen bis nach der Darmspiegelung verzichtet werden. Nach der Darmspiegelung ist es sofort wieder möglich zu essen. Bei der Darmspiegelung wird das Koloskop - ein schlauchförmiges Instrument - durch den After eingeführt und bis zum Übergang zwischen Dick- und Dünndarm vorgeschoben. Die Ärztin oder der Arzt ziehen das Koloskop langsam wieder heraus und betrachten dabei die Darmwand. Während der Untersuchung wird der Darm mit Luft geweitet, um die Sicht auf die Darmschleimhaut zu verbessern.

Beachtet: Das Abführen, also das Entleeren des Darms vor der Untersuchung, ist aufwendig und für viele Menschen belastend. Das Ausweiten des Darms mit Luft während der Spiegelung führt relativ häufig zu vorübergehenden Nebenwirkungen wie leichten Schmerzen oder Blähungen. Beruhigungs- oder Narkosemittel können Schwindel oder Herz-Kreislauf-Probleme auslösen.


Warum Darmkrebsfrüherkennung so wichtig ist!!!
Aber: Die "Nachteile" einer Darmspiegelung stehen absolut nicht in Relation zur tatsächlichen Früherkennung! In zehn Jahren hat die Untersuchung rund 180 000 Menschen vor Darmkrebs bewahrt. Bei weiteren 40 000 Personen wurden Tumore in so frühen Stadien entdeckt und beseitigt, dass für die Behandelten noch ausgezeichnete Chancen auf Heilung bestehen.

Folgen von CED und Darmkrebs: Stoma und künstlicher Darmausgang
Mich haben die Themen CED und Darmkrebs persönlich sehr aufgewühlt. Tatsächlich gab es in der Familie ein Familienmitglied, das an Darmkrebs erkrankt ist, die Krankheit bekämpft hat und in Folge dessen fast 30 Jahre mit einem Stoma gelebt hat. Der Darmkrebs wurde dabei nicht im Rahmen der Darmkrebsfrüherkennung erkannt, sondern während einer Untersuchung beim Frauenarzt! Nach vielen Gesprächen habe ich erfahren, dass die Krankheit vorrangig ausgelöst wurde durch Stress. In Folge der Krebserkrankung wurde dann operativ ein künstlicher Darmausgang, also eine Verbindung zwischen dem Darm und der Haut am Bauch, geschaffen. Konkret bedeutet das: Der Schließmuskel fehlt, man hat keine direkte Kontrolle über die Entleerung des Stuhlgangs. Die Entleerung erfolgt teilweise unter unangenehmen Geräuschen. In Fachkreisen nennt man es Stoma. Es wird ein Beutel an der Öffnung angebracht, in dem sich der Inhalt, also der Stuhlgang, sammeln kann. Der Gang zur Toilette entfällt somit. Die Pflege des künstlichen Ausgangs bedarf viel Zeit. 

Tatsächlich hatte ich nie Berührungsängste. Es klingt doof, aber das Bewusstsein für den Stoma war Teil unseres Familienlebens. Der Stoma hat immer dazugehört. Der Stoma war ausdrücklich kein Tabu. Ich möchte aber dennoch sagen: Es sind die Betroffenen selbst, die unter diesem stark veränderten Körperbild leiden. Ein Stoma bedeutet Hilflosigkeit, Kontrollverlust und Verlust des Selbstwertgefühls. In Folge dessen kann es zu emotionalen Druck und sogar Depressionen kommen.

Auch bei entzündlichen Darmerkrankungen, wie beispielsweise Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa, kann es vorkommen, dass z.B. nach einer Notfalloperation vorübergehend ein künstlicher Darmausgang (Stoma) notwendig ist. Dies kann dabei helfen, den entzündeten Darmabschnitt zu heilen. Vorübergehende künstliche Darmausgänge werden übrigens meist als sogenanntes "doppelläufiges Stoma" angelegt, der mit geringem Aufwand wieder zurückverlagert werden kann.

Übrigens: Ein prominentes Beispiel für Darmkrebs ist Sharon Osbourne.

Nach all den schrecklichen Krankheitsbildern stellt sich Dir nun sicherlich die Frage, wie Du Deiner Darmflora etwas Gutes tun kannst, oder? Darum soll es u.a. im nächsten Abschnitt gehen:

Ursachen für eine schlechte Darmflora und wie wir unsere Darmflora stärken können
Häufig geraten unsere Darmbakterien nach Magen-Darm-Erkrankungen aus dem Gleichgewicht. Und denken wir nur einmal an Medikamente. Antibiotika beseitigen nicht ausschließlich schädliche Bakterien, sondern auch die guten. Oft bildet eine falsche Ernährung zusätzlich die Grundlage für krankmachende Keime und Pilze. Wusstest Du schon: Wer viel Zucker isst, verändert damit die Darmflora ähnlich wie es durch Antibiotika geschieht! 

Man sagt auch: Wer überwiegend pflanzlich isst, besitzt mehr schützende Darmbakterien als Fleischesser.
Unser Darm liiiiiiebt Gemüse, Hülsenfrüchte und Vollkorn – und die stehen bei Vegetariern bzw. Flexitariern (= gelegentlicher Fleischkonsum) deutlich häufiger auf dem Speiseplan. In der menschlichen Darmflora wuseln 10-100 Billionen Darmbakterien. Diese regeln die Nährstoffaufnahme und schützen uns vor unerwünschten Eindringlingen. Sie regulieren auch das Immunsystem. 

Wird aber das ökologische Gleichgewicht der Darmflora durch Medikamente oder schlechte Ernährung gestört, verfallen die Darmbakterien in Stress. Bedeutet konkret: das mikrobielle Ökosystem in unserem Körper gerät ins Wanken, was der Beginn vieler Erkrankungen ist.

Probiotika und Präbiotika - bitte was?
Probiotika und Präbiotika sollen den Aufbau einer gesunden Darmflora unterstützen. Probiotika - das sind zugesetzte Bakterienstämme - zu den bekanntesten gehören Actimel, Yakult oder der Joghurt LC1. Sie sind aber auch in Form von Kapseln in Apotheken erhältlich.
Präbiotika dagegen sind Ballaststoffe. Sie verändern die Zusammensetzung und Aktivität aller Bakterien im Darm: gute Darmbakterien können sich vermehrt ansiedeln, während unerwünschte Darmbakterien reduziert werden.

Darmerkrankungen mithilfe einer darmgesunden Ernährung vermeiden
Falsche Ernährung kann Verdauungsbeschwerden, Müdigkeit und Antriebslosigkeit verursachen. Es empfiehlt sich also, überwiegend pflanzlich und gemüsebasiert zu essen. Dies bekämpft Krankheiten, lindert Entzündungen und hemmt Krebszellen. Gemüse liefert zugleich Ballaststoffe, die für die Funktion des Darms unerlässlich sind und Darmkrebs vorbeugen können.

Selbst kochen kann dem Darm ebenfalls zugute kommen. Wusstest Du schon, dass beim Kochen die nötigen Verdauungssäfte gebildet werden? Auch genügend trinken ist wichtig. Ein Großteil der Verdauung und des Transports von Nährstoffen findet auf Wasserbasis statt. Und: Beeren, grünes Gemüse, Samen und Sauermilchprodukte sind echte Superfoods für den Darm.

Es gilt, Fast Food zu vermeiden, ebenso künstliche Zusatzstoffe, viel Zucker und schädliche Transfettsäuren. Die begünstigen nämlich Entzündungen. Esse nicht zu viel Tierisches, denn Fleisch enthält nur wenig Ballaststoffe, aber viele Omega-6-Fettsäuren, die Entzündungsprozesse vorantreiben. Greife zu Produkten aus artgerechter Haltung – hier ist die Fettsäurezusammensetzung oft vergleichsweise günstig. Fermentierte Nahrungsmittel wie Joghurt, Sauerkraut, saure Gurken, Kefir, Kombucha, Brottrunk, Miso, Sojasauce und Kimchi liefern "gute" Bakterien.


Ein darmschonendes Menü von Eatsmarter findet ihr hier: https://eatsmarter.de/sites/default/files/darmschonendes_menu.pdf

Euer Frühstück könnte z.B. Naturjoghurt sein, das Mittagessen Ofengemüse mit Lachsfilet und das Abendessen Vollkorn Cracker mit Gemüseaufstrich. Glaubt mir: (darm)gesunde, ausgewogene Ernährung kann soooo viel Spaß machen. Und Eure Gesundheit dankt es Euch - versprochen!

Butter bei die Fische: Wie sinnvoll ist eine Darmreinigung?
Ist die Darmflora (z.B. nach Einnahme von Antibiotika) aus dem Gleichgewicht, können Beschwerden wie Bauchschmerzen oder Verstopfung auftreten. Auch das Immunsystem und die Haut leiden. Medizinisch notwendig ist eine Darmreinigung aber nicht. Es gilt: Solange die Entgiftungsorgane des Körpers – also Leber, Darm und Nieren – normal funktionieren, kann der Körper die Entgiftung nämlich auch von ganz allein bewältigen.

Eine Darmreinigung kann aber durchaus positive Effekte auf die Darmgesundheit und verschiedene Krankheiten haben. Sie beruhigt zum Beispiel die Darmschleimhaut und mindert Entzündungen. Das kommt insbesondere Patienten mit chronischen Darmerkrankungen zu gute, ist allerdings auch ein guter Start zu Beginn der Darmsanierung. 

Häufig benutzte Methoden für eine Darmreinigung sind ein Einlauf, die Verwendung von Abführmitteln oder Flohsamenschalen. (Obacht: Bei Verhütung mit der Pille kann die Wirksamkeit beeinträchtigt werden!) Flohsamenschalen sind dabei die schonendste Variante für eine gründliche Darmreinigung. Es dauert aber auch am längsten, bis sie wirken: ein bis zwei Tage sind nicht ungewöhnlich. Dabei werden zweimal täglich ein Teelöffel Flohsamenschalenpulver oder geschrotete Leinsamen in 100 ml Wasser verrührt und getrunken. Lecker ist anders! Merke: Es sollten unbedingt geschrotete Leinsamen verwendet werden, da unser Darm ganze Samen nicht aufschließen kann und dann der reinigende Effekt nicht eintritt.

Wichtig bei der Darmreinigung: viel Wasser trinken, um den Körper bei der Ausscheidung von Rückständen zu unterstützen! Vorbereitung bei einer Darmreinigung ist alles. Wähle den richtigen Zeitpunkt, sei gut vorbereitet, trinke viel und bleibe zu Hause. Nach einer erfolgreichen Darmreinigung sollte zunächst nur leichte Kost eingenommen werden, um den Darm nicht direkt wieder zu überfordern: Suppen und gedünstetes Gemüse z.B. Setze auf Probiotika und Präbiotika; verzichte auf raffinierten Zucker- und Weißmehlprodukte, Wurst und Alkohol. Schränke Deinen Fleisch- und Fischkonsum ein und trinke maximal zwei Tassen Kaffee pro Tag.

Im Anschluss kann n.B. mit der Darmsarnierung weitergemacht werden. Bitte spreche vorher auch immer mit Deinem Arzt/Deiner Ärztin.

Und wie sinnvoll sind Saftkuren für den Darm?
Fakt ist: die Verdauung wird während einer Saftkur entlastet. Saftkuren sind vor allem nützlich bei Übersäuerung, Verstopfung, Blähungen sowie bei einem erhöhtem Cholesterinwert oder erhöhtem Blutdruck oder für eine neue Ernährungsweise.

Eine Saftkur sorgt dafür, dass der Organismus gereinigt und Schadstoffe (Schlacken) aus dem Körper gespült werden. Weitere positive Nebeneffekte können ein verbessertes Hautbild sein, das Bindegewebe wird gestrafft und das Haar glänzender. Auch wird der Stoffwechsel angeregt. Bedeutet konkret, dass Du Dich vitaler, fitter, leistungsfähiger und besser fühlst. Während der Kur wird auf feste Nahrung verzichtet. Dies gleicht quasi einer Auszeit für den Darm. Die kaltgepressten Säfte sind leicht verdaulich und versorgen den Körper weiterhin mit den wichtigen Vitaminen und Mineralstoffen. Ungesunde Lebensmittel wie zucker- und fettreiche Mahlzeiten werden während der Kur selbstverständlich nicht zugeführt. Ich empfehle die Säfte selber zuzubereiten anstatt zu kaufen, auch wenn Aufwand dadurch größer ist. Vorbereitung ist alles. Deswegen gilt auch hier: Wähle den richtigen Zeitpunkt, sei gut vorbereitet, trinke viel und bleibe zu Hause.

Über Sinn und Unsinn von Darmreinigungen und Saftkuren lässt sich also streiten; schaden wird es Eurem Darm bei richtiger Vorbereitung und Durchführung aber gewiss auch nicht. 

Uff. Das waren ziemlich viele Infos, oder? Mich hat die Recherche auch regelrecht erschlagen. Ich wünsche mir, dass ich zur Aufklärung von Darmerkrankungen beitragen, dafür sensibilisieren und zum Ausdruck bringen konnte, warum Vorsorge und Darmspiegelungen wichtig sind. Unser Darm gilt häufig als dreckig und ekelhaft, ist aber ein enorm wichtiger Indikator für unsere psychische und körperliche Gesundheit, für unser Wohlbefinden und unser Leben. Sprecht darüber! 

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