Zyklustracker und alles, was du darüber wissen musst!

22.01.2025
Ich erinnere mich noch genau an die Kalender, die in der Praxis meiner Frauenärztin auslagen. Ich war zehn Jahre alt, als meine Periode das erste Mal einsetzte und man mir empfohlen hatte, einen solchen Zykluskalender zu führen, um meinen Zyklus besser verstehen zu können. Mit kleinen Kreuzchen konnte ich den ersten Tag meiner Periode angeben und wie schwach oder stark die Blutung ist. Ich habe die Kalender in den ersten Jahren sehr pflichtbewusst geführt - und irgendwann aus den Augen verloren. Ich glaube, die Kalender gibt es immer noch, wobei sie inzwischen durch Apps abgelöst wurden. Es ist also gar nicht mehr nötig, handschriftliche Kreuzchen zu setzen. Stattdessen werden die verschiedenen Symptome einfach digital getrackt. Vollkommen egal, ob Kalender oder App: Wie das Tracken funktioniert, welche Methoden es gibt und warum es so wichtig ist, möchte ich euch heute aufzeigen.


Disclaimer: Ich bin natürlich keine Ärztin. Mir liegen die Themen Menstruation und weiblicher Zyklus aber sehr am Herzen, weshalb ich nicht müde werde, darauf aufmerksam zu machen. Weitere Beiträge zum Thema sind unten verlinkt. 

Zyklustracker - Wieso? Weshalb? Warum?
Meiner Meinung nach werden Zyklustracker maßlos unterschätzt. Zyklustracker bieten weit mehr als nur Informationen über Fruchtbarkeit und Verhütung. Sie helfen, den eigenen Körper besser zu verstehen und die Symptome, die mit den verschiedenen Zyklusphasen einhergehen, zu beobachten. Besonders nach dem Absetzen hormoneller Verhütungsmethoden können Zyklustracker dabei unterstützen, Veränderungen im Zyklus frühzeitig zu erkennen und die Ursachen für Symptome wie Heißhunger, Hautunreinheiten, Krämpfe oder Stimmungsschwankungen zu identifizieren. Durch regelmäßiges Tracking lassen sich Muster erkennen, die auf gesundheitliche Probleme hinweisen können. Der Zyklus kann Aufschluss über die eigene Gesundheit geben und Unregelmäßigkeiten wie Schmerzen, Müdigkeit oder Verdauungsprobleme können frühzeitig bemerkt werden. In besonderen Lebensphasen wie Schwangerschaft, Stillzeit oder Menopause kann das Tracking zudem dabei helfen, Veränderungen im Körper zu beobachten. Zyklustracker sind auch eine nützliche Unterstützung bei der Familienplanung oder Verhütung, indem sie den Eisprung und die fruchtbaren Phasen sichtbar machen.

Insgesamt stärkt das regelmäßige Zyklus-Tracking das Körperbewusstsein und hilft dabei, den eigenen Körper besser zu verstehen und auf seine Bedürfnisse einzugehen. Es hat mein Körperbewusstsein und die Beziehung zu meinem Körper in jedem Fall gestärkt. Ich verstehe mich viel besser und kann mich besser auf die verschiedenen zyklusbedingten Symptome einstellen. Aber welche Nachteile birgt das Tracken eigentlich?

Nachteile: (K)eine zuverlässige Verhütungsmethode!
Auch wenn ich vom Tracken sehr überzeugt bin und bisher keine Negativ-Erfahrungen gemacht habe: Natürlich gibt es auch ein paar Kritikpunkte, denen man sich bewusst sein sollte.

Das Tracken erfordert regelmäßige und präzise Messungen, damit Vorhersagen möglichst genau getroffen werden können. Du musst all deine Symptome dokumentieren. Das kann anfangs eine echte Herausforderung sein. Eine falsche Temperaturmessung, eine ungenaue Beobachtung des Zervixschleims oder das Vergessen eines Eintrags kann die Genauigkeit beeinträchtigen und zu Fehlinformationen führen. Ist der Zyklus sehr unregelmäßig, kann es schwierig sein, genaue Vorhersagen zu treffen. In solchen Fällen ist das Tracken weniger effektiv - vor allem wenn du versuchst, den Eisprung oder fruchtbare Tage zu bestimmen. Auch kann das ständige Beobachten des Zyklus und das Berechnen von fruchtbaren Tagen zusätzlichen Stress erzeugen und total verrückt machen, besonders wenn das Ziel eine Schwangerschaft ist oder wenn das Tracken als einzige Verhütungsmethode verwendet wird. Hinweis: Wenn das Tracken als hormonfreie Verhütungsmethode genutzt wird, ist das Risiko von Fehlern oder Missverständnissen höher als bei der Verwendung anderer Verhütungsmethoden. Viele Faktoren wie Stress, Krankheit, Reisen oder plötzliche Veränderungen im Lebensstil können den Zyklus beeinflussen und das Tracken erschweren. Besonders bei kurzen oder verlängerten Zyklen kann es schwieriger werden, zuverlässige Muster zu erkennen. 

alternative Tracking-Methoden
Die schlechte Nachricht: Bei  der Nutzung von Zyklus Apps muss immer auch die Verlässlichkeit und der Datenschutz hinterfragt werden. Ein zuletzt durchgeführter Test von Stiftung Warentest zeigte, dass gerade einmal 5 von insgesamt 21 Apps zuverlässig sind. Ich bin mit meiner App seit Jahren super zufrieden, habe aus dem eben genannten Grund aber entschieden, von einer Empfehlung abzusehen. 

Die gute Nachricht: Es gibt zum Glück noch ein paar weitere Möglichkeiten, den Zyklus zu tracken, wobei sich diese hauptsächlich am Eisprung orientieren, z.B. durch Temperaturmessung, Zervixschleimbeobachtung oder Ovulationstests. Diese Methoden sind bei hormonfreier Verhütung sehr sinnvoll. Bei der Temperaturmessung wird morgens mit einem Basalthermometer direkt nach dem Aufwachen die Körpertemperatur gemessen, um den Eisprung zu bestimmen. Bei der Zervixschleimbeobachtung ist es hingegen wichtig, die Konsistenz des Zervixschleims zu beobachten. Dieser verändert sich je nach Zyklusphase und kann helfen, fruchtbare Tage zu erkennen. Ovulationstests sind in der Lage, aufgrund des LH (luteinisierenden Hormons) den Zeitpunkt des Eisprungs herauszufinden. Ich würde zusätzlich zu diesen Methoden immer einen Kalender oder ein Notizbuch empfehlen, um weitere Symptome handschriftlich dokumentieren zu können. 

Ist Zyklus-Tracking bei hormoneller Verhütung überhaupt sinnvoll?
Auch wenn hormonelle Verhütungsmethoden wie die Pille, das Hormonimplantat oder die Spirale den natürlichen Zyklus beeinflussen und den Eisprung verhindern, bleibt der Körper natürlich nicht völlig unempfindlich gegenüber hormonellen Schwankungen und äußerlichen Einflüssen. Du kannst durch das Tracken einige wichtige Daten über deinen Körper sammeln, wodurch sich z.B. Veränderungen im Hormonhaushalt oder Nebenwirkungen frühzeitig erkennen lassen. Dadurch kannst du bewusster mit deinem Körper umzugehen.

Worauf kommt es beim Tracking an? Welche Angaben sind wichtig?
Zyklus-Apps leiten insgesamt sehr gut durch die verschiedenen, umfangreichen Einträge. Wichtig ist vor allem: Notiere den Beginn und das Ende deiner Menstruation. So erkennst du, wie lang dein Zyklus im Durchschnitt ist. Wie stark sind die Blutungen und deine Schmerzen? Der erste Tag deiner Periode zählt als Zyklustag 1. Der Zyklus endet am Tag vor dem Beginn der nächsten Periode. 

Achte auf deine Basaltemperatur und deinen Zervixschleim und beobachte, wie du dich während deines Zyklus fühlst. Hast du Stimmungsschwankungen, Schmerzen oder Unreinheiten? Wie verändert sich deine Libido, dein Ausfluss, deine Verdauung und dein Sozialleben? Hast du Zwischenblutungen oder andere Auffälligkeiten bemerkt? Notiere alle Veränderungen, die während deines Zyklus auftreten.

Fazit
Das Tracken deiner Periode gibt dir die Möglichkeit, deinen Körper besser kennenzulernen. Es hilft dir, den Überblick über deinen Zyklus zu behalten und Veränderungen frühzeitig zu bemerken. Egal, ob du hormonelle Verhütung nutzt oder auf hormonfreie Methoden setzt: Das Tracken kann dir wertvolle Informationen über deine Gesundheit und Fruchtbarkeit liefern. Hierfür ist es wichtig, dass du regelmäßig und sehr präzise trackst. Als Verhütungsmethode ist es immer mit Vorsicht zu genießen. 

Passt gut auf euch auf und bis bald! Mareike ♥

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