Eine Trigger Warnung gibt es vorab auch: In diesem Beitrag geht es um Körpergewicht, Abnehmen, Essstörungen und Anorexie.
Wie hast Du es damals geschafft sechs Monate komplett auf Naschereien zu verzichten?
Wie häufig trainierst Du?
Belastet der Sport Deine Beziehung?
Hast Du mit Kalorien zählen angefangen?
Wie viel wiegst Du inzwischen?
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Das ist eine sehr gute Frage! Und spätestens dann, wenn ich mir gerade einen Schokoriegel in den Mund schiebe, stellt sich mir die Frage auch wieder :D Nein, im Ernst. Rückblickend finde ich es ziemlich verrückt, dass ich das wirklich geschafft habe. Momentan nasche ich für meine Verhältnisse schon sehr viel. Das ist ok, weil ich viel Sport mache und aktiv bin. Ich möchte mir etwas gönnen, ohne dabei ein schlechtes Gewissen zu haben. Das funktioniert sehr gut.
Ich glaube, die Entscheidung kam damals schrittweise während meiner Abnahme und bringt mich zu dem Entschluss, dass Zucker vergleichbar mit einer Sucht ist. Ja, Zucker macht abhängig - ist per se aber nicht ausschließlich schlecht! Es ist relativ einfach: Man kann den Körper schrittweise Zucker entwöhnen. Als ich damals abnehmen wollte und mein Essverhalten überdacht habe, wurde mir bewusst, dass ich das Naschen unbedingt reduzieren muss. (Teilweise habe ich durch das Naschen ganze Mahlzeiten ersetzt, Gott oh Gott....) Es war gerade kurz vor Weihnachten. Ich wusste also, dass es nicht einfach werden würde und ein direkt konsequenter Verzicht einen krassen JoJo Effekt auslösen könnte. Ich habe begonnen, meine Süßigkeiten zu portionieren. Das hat z.B. mit M&Ms super funktioniert: Jeden Tag eine handvoll - mehr habe ich mir nicht erlaubt. (Das würde z.B. auch mit Haribo Minis super klappen.) Angebrochene Verpackungen wurden sofort aus meinem Blickfeld verbannt, damit ich auch ja nicht auf die Idee kommen würde, die Verpackung zu leeren. Letztendlich hat das so gut funktioniert, dass ich immer weniger Zucker in irgendeiner Form konsumiert habe, geschweige denn einen Drang danach verspürt habe, bis ich schließlich komplett verzichten konnte. Daraus entstand ein sechsmonatiger Zuckerentzug. Getränke eingeschlossen ;-) Ich habe nur ungesüßten Tee und Wasser getrunken.
Also, eigentlich ist es ganz einfach: Zucker immer weniger konsumieren, bis man schließlich gänzlich darauf verzichten kann und der Körper entwöhnt ist. Aber Vorsicht! Die "Sucht" hält schneller wieder Einkehr, als einem lieb ist. Ich nasche mittlerweile sehr viel und kann mir gar nicht vorstellen, darauf zu verzichten. Ich müsste also wieder komplett von vorne beginnen.
Wie häufig trainierst Du?
Ich trainiere eigentlich jeden Tag. Es gibt zumindest keinen Tag, an dem ich nicht sportlich aktiv bin. Meine Workouts sind dabei schon fast Pflicht und bilden einen wichtige "Säule" für meine Aktivitäten. Es gab Phasen, in denen ich an sieben Tagen in der Woche Workouts gemacht habe. Schon bald musste ich mir aber eingestehen, dass ich meinem Körper eine gewisse Ruhe geben muss, um wieder Energie zu sammeln. Ich war ausgelaugt und kraftlos. Mittlerweile mache ich "nur" noch montags bis freitags Workouts. Meistens morgens, bevor ich den Tag aktiv beginne. Einen großen Teil meiner Aktivität machen die Fußwege während meiner Arbeitszeit aus. Durch COVID-19, den Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen und der damit verbundenen Heimarbeit habe ich mir Gedanken über Möglichkeiten gemacht, trotzdem in Bewegung zu bleiben. Die Gefahr, zu Hause förmlich einzurosten, wollte ich nicht eingehen. Nicht, nachdem ich schon so viel erreicht habe. Das hat mich zu Jumping Fitness und Hula Hoop gebracht. Aktuell sieht mein Ablauf also wie folgt aus: morgens eine Stunde ein Cardio/Kraft Workout, zur Mittagszeit mindestens 15 Minuten auf dem Trampolin springen und am frühen Abend widme ich mich 20 bis 30 Minuten dem Hula Hoop Training. Zwischendurch erledige ich viele Wege zu Fuß. Ist das zu viel? Mir jedenfalls tut es sehr gut.
An den Wochenenden bin ich dagegen flexibel: Fahrrad fahren, Seilspringen, Hula Hoop, Inliner fahren, Jumping Fitness, etc. Ich schaue einfach, worauf ich Lust habe und welche Möglichkeiten gegeben sind. Mit einem Springseil bin ich sehr flexibel und im Frühling/Sommer lässt es sich damit auch wunderbar im Garten trainieren. Das ist ein großer Vorteil und schafft wieder mehr Abwechslung zu Home Workouts - gerade in Zeiten von Corona. Familie und Freunde werden ebenfalls eingebunden. Wir fahren gemeinsam Fahrrad oder Inliner. Es gibt einfach sooooo viele Möglichkeiten. Corona hat mir einmal mehr gezeigt, dass es wirklich keine Ausreden gibt.
Belastet der Sport Deine Beziehung?
Eine sehr beliebte Frage! Zu meiner Verteidigung muss ich vorab sagen, dass der Sport seit Beginn unserer Beziehung ein großer Teil von mir ist. Er kennt mich quasi gar nicht anders ;-) Wir waren gerade drei Monate zusammen, als ich mit den Workouts begonnen habe. Damals noch, um lediglich "etwas fitter" zu werden. Seitdem hat sich viel getan: Ich mache nicht mehr "nur" drei Workouts a 20 Minuten die Woche, sondern beinahe täglich für eine Stunde. Mein Partner stoppt mich aber auch, wenn ich mich übernehme und mahnt mich einmal mehr, achtsam mit meinem Körper zu sein.
Und ich behaupte, dass wir eine sehr reife Partnerschaft führen. Wir kleben nicht aufeinander und können unsere Persönlichkeiten dabei gut entfalten.
Hast Du mit Kalorien zählen angefangen?
Nein. Ich habe tatsächlich noch nie in meinem Leben Kalorien gezählt - ist das zu glauben? Also, zumindest nicht kontinuierlich! Ich hab's mal vor ein paar Jahren probiert, aber nach einer Woche schnell festgestellt, dass das einfach nichts für mich ist und ist nicht konsequent tracke. Ich glaube aber, dass das Kalorien zählen einigen Menschen auf ihrem Weg zum Wunschgewicht sehr helfen kann. Man bekommt ein viel besseres Gefühl für die Makronährstoff Verteilung und dafür, wie viel bzw. wenig man eigentlich den gesamten Tag über isst. Auf fast demselben Prinzip basiert Weight Watchers.
Andererseits denke ich, dass ich aktiv genug bin, um mir nicht Gedanken darüber machen zu müssen, wie viele Kalorien ich schon gegessen habe und wie viele ich noch zu mir nehmen kann. Ich verbrenne im Durchschnitt zwischen 2100 und 2300 Kalorien am Tag. Die werde ich einfach niiiiiiiiemals essen.
Ich esse aktuell überwiegend intuitiv und gar nicht mehr soooo sehr low carb, wie ich es mir wünschen würde. Fast Food und Junk Food meide ich. Immer dann, wenn es mir möglich ist, koche ich frisch, low carb und mit viel Gemüse. Manchmal habe ich aber auch Lust auf ein Nutella Brötchen oder auf Pizza oder Chips oder Schokolade. Nudeln, Kartoffeln und Reis meide ich konsequent. Ich werfe immer einen Blick auf die Nährwertetabelle und habe ziemlich viel Gefallen an vegetarischer und veganer Ernährung gefunden, wobei ich immer noch nicht komplett auf tierische Lebensmittel verzichten kann. Ich trinke überwiegend ungezuckerten Tee, viel Wasser und am Wochenende gerne Radler oder Wein. Säfte bilden eine Ausnahme und Softgetränke wie Cola, Fanta oder Sprite sind tabu. Fazit: Es gibt Tage, an denen meine Ernährung gesünder sein könnte und Tage, an denen ich mich besser im Griff habe.
Hast Du evtl mal Angst in eine Essstörung zu rutschen? Denkst Du, es könnte Dir passieren?
Ich finde an dieser Stelle enorm wichtig darauf aufmerksam zu machen, dass Essstörungen (fast) immer psychische Ursachen haben. Das gilt insbesondere für Anorexie, also Magersucht. Die Betroffenen befinden sich dann meist nicht nur in ärztlicher, sondern auch in psychologischer Behandlung. Die Krankheit hat ihren Ursprung im Kopf und wirkt sich auf das Essverhalten und schließlich auf den Körper aus. Und, zugegeben: Davon kann sich wohl niemand freisprechen... Ich kann hier nicht sitzen und schreiben, dass mir das niemals passieren wird. Nicht, nachdem ich abgenommen habe, mich endlich gut in meinem Körper fühle und alles dafür tun möchte, dass das so bleibt. Aber ich kann aus vollster Überzeugung sagen, dass ich psychisch und körperlich vollkommen gesund und absolut im Reinen mit mir bin. Allein durch den Sport bin ich gezwungen ausreichend zu essen und meine Energiereserven wieder aufzustocken. Anderenfalls bin ich kraft- und antriebslos - ein Graus für jeden Menschen, der sportlich sehr aktiv ist. Ich achte sehr auf meine Fitness und bin unheimlich stolz auf das, was ich erreicht habe. Meine Fitness gibt mir ein vollkommen neues Körpergefühl. Ich wünschte, jeder von Euch könnte fühlen, wie wohl ich mich fühle.
Ich habe aber auch bemerkt, dass seit meiner Abnahme der Blick der Menschen, die mich kennen oder mich verfolgen, auf meinen Körper gerichtet ist. Hat sie zugenommen? Hat sie abgenommen? Ist sie zu dünn? Hat sie Dehnungsstreifen? Hat sie Fettpolster? Isst sie genug? Macht sie zu viel Sport? Ich könnte diese Fragenliste gerade endlos fortführen.... Ich bin es wirklich leid, möchte mich deswegen aber auch nicht einschränken oder verstecken. Dass, was ich hier oder auf Instagram mit Euch teile, ist nur ein kleiner Bruchteil. Ich entscheide selbst, was ich freigebe.
Vielleicht werde ich irgendwann wieder stark zunehmen und unter Adipositas (Fettleibigkeit) leiden. Vielleicht werde ich mich psychisch irgendwann sehr schlecht fühlen und unter Anorexie leiden. Wer weiß das schon? Kurz nach dem Tod meiner Oma habe ich im Sommer 2018 ungewollt noch einmal zusätzlich abgenommen. Mir ging es sehr schlecht. Urteilt nicht über Menschen, die augenscheinlich zu dick oder zu dünn sind; ihr wisst nicht, was dahintersteckt und ihr solltet Euch davor hüten, jemanden darauf anzusprechen. Auf Fragen zu meinem Gewicht reagiere ich deswegen empfindlich. Ich frage mich ernsthaft, warum es in unserer Gesellschaft ok ist, eine sehr schlanke Person auf ihr Gewicht anzusprechen und warum es im Umkehrschluss eben nicht ok ist, eine korpulente Person darauf anzusprechen? Warum dürfen mir die Leute sagen, dass ich zu dünn bin, wenn es unverschämt von mir wäre, ihnen zu sagen, dass sie zu dick sind? Wo verschwimmen da die Grenzen? Wo ist das Feingefühl, die Empathie und der Respekt der Menschen?
Wie viel wiegst Du inzwischen?
...wo wir wieder beim Thema wären. Es vergeht kaum eine Woche, in der ich auf Instagram nicht gefragt werde, wie viel ich wiege. Und ich hüte mich tunlichst davor, eine Zahl zu nennen. Vor allem dann, wenn es junge Mädchen oder junge Frauen sind, die mich anschreiben. Das Letzte, was ich möchte, ist jemanden triggern... Ich möchte die Frage in diesem Beitrag ein für alle Male beantworten - und dann bitte nie wieder gestellt bekommen ;-) Ihr tut Euch und mir keinen Gefallen. Letztendlich ist es nämlich nur eine blöde blöde Zahl - ohne Angabe zur genauen Verteilung auf Wasser, Fett und Muskeln.
Rückblick: Ich bin im Dezember 2017 mit einem Gewicht von 69 Kilo gestartet. Teilweise stagnierte das Gewicht, aber insgesamt verlief die Abnahme sehr gut und - zugegeben - auch sehr schnell. (Das war wohl der Grund dafür, warum viele Leute nur darauf gewartet haben, dass ich wieder zunehme.) Nach Erreichen meines Wunschgewichts zeigte die Waage im April 2018 zuletzt 50,9 Kilo an. Dabei ist das Bild entstanden, das ihr links sehen könnt. Im Januar 2019 habe ich dann langsam mit dem Sport begonnen. Heute, fast genau zwei Jahre nachdem ich mein Wunschgewicht erreicht habe, habe ich mit intuitiver Ernährung und Sport ein Gewicht von 50,3 Kilo. Das Bild ist letzte Woche entstanden. Sicherlich würde ich ohne Sport weniger wiegen; mir würde es schlichtweg an Muskelmasse fehlen. Und Muskeln sind bekanntlich schwerer als Fett.
Während meiner Abnahme bin ich beinahe täglich auf die Waage. Dabei konnte ich u.a. auch gut beobachten, dass mein Körpergewicht durch Wassereinlagerungen während der Periode meist zwei Kilo höher ist und nach Ende der Periode wieder sinkt. Mittlerweile gehe ich etwa einmal im Monat auf die Waage. Die Daten trage ich in meiner Apple Health ein. Ich wiege seit zwei Jahren nicht weniger als 49 und nicht mehr als 52 Kilo. Ich habe mein Wohlfühlgewicht gefunden, bin mir aber auch bewusst, dass mich einige Menschen als "zu dünn" empfinden. Das ist ok.
Uff, jetzt bin ich ganz schön kaputt! ;-) Dieser Beitrag war dann doch aufwendiger, als ursprünglich gedacht. Wenn ihr es bis hier hin geschafft habt.... - tausend Dank!!!! Ich hoffe, dass ihr möglichst viel für Euch aus diesem Beitrag mitnehmen könnt.
Alles Liebe für Euch, Mareike ♡
Hallo Mareike,
AntwortenLöschenich folge dir schon so lange, dass ich deine ganzen Abnehmerfolge hautnah miterlebt habe. An dieser Stelle nochmal Respekt für soviel Disziplin und Ausdauer, auch was deine täglichen Work Outs betrifft. Ich selbst bin seit ich denken kann zu dünn, hätte selbst gern ein paar Kilo mehr auf der Waage, aber trotz vielen Essen setzt sich einfach nichts an. Ich wurde schon so oft als Magersüchtig bezeichnet oder habe Kommentare wie "iss doch mal was", "du brichst ja gleich auseinander" gehört. Da hab ich mich auch oft gefragt, wieso das bei dünnen Menschen kein Problem ist, bei dicken allerdings auf eine Hemmschwelle trifft.Genauso die Frage nach dem Gewicht.. ICh würde mir hier auch mehr Empathie wünschen.
Liebe Grüße
Verena :)
Ich glaube wirklich, dass ganz vielen Menschen vorrangig Empathie und Respekt fehlt, vielleicht auch ein wenig Verständnis. Einige Frauen sind zusätzlich unzufrieden mit sich selbst und ihrem Leben. Da stoßen viele Faktoren aufeinander. Das ist absolut keine Entschuldigung, aber zumindest mein Versuch einer Erklärung. Das gilt für den Umgang mit (sehr) schlanken Menschen gleichermaßen wie für korpulente Menschen!!!
LöschenDanke für Dein Kommentar! :-)
Liebe Mareike,
AntwortenLöschenich bin schon sehr lange eine stille Leserin. Mit deiner Aussage über die Kommentare zum Gewicht bzw die körperliche Statur sprichst du mir aus der Seele. Ich bin schon immer dünn gewesen, daran können auch Sahnetorten oder Sonntagsbraten nichts ändern. Ich würde auch gerne etwas mehr wiegen, schaffe es aber nicht. Schon immer muss ich mir von (zumeist fremden oder zumindest nur entfernt bekannten) Personen Kommentare dazu anhören. Mir wurde Magersucht unterstellt und von Lehrern sogar Beratungsgespräche dazu angeboten. Wie anmaßend so etwas ist, muss ich wohl nicht extra erwähnen. Es ist genau wie du sagst: Fat shaming ist in der Gesellschaft verpönt aber slim shaming ist ok?! Das muss niemand verstehen. Vielen Dank also an dich, dass du das Thema hier so offen ansprichst.
Liebe Grüße!
Liebe Maike,
Löschendanke für Dein Kommentar und dass Du Deine Erfahrungen hier teilst. Ich finde es absolut lobenswert, wenn Menschen mit ihren Mitmenschen achtsam umgehen. Das möchte ich hier auf gar keinen Fall unerwähnt lassen. Letztendlich ist es aber doch etwas anderes, ob man von "fremden" Menschen oder Familie/Freunden angesprochen wird. Und, nicht zu vergessen: der Ton macht die Musik. Und der ist leider ganz ganz oft ziemlich unterirdisch und respektlos.
Ich drücke Dich ganz lieb und sende viele liebe Grüße!!! :-)