Tabuthema: Beziehungsmodelle - Die Liebe der Zukunft oder nur eine Phase?

20.07.2025
Sind wir im Jahr 2025 wirklich noch der Meinung, dass nur monogame Beziehungen „richtig“ sind? Mit dieser Frage möchte ich ein Thema besprechen, über das viele nur hinter vorgehaltener Hand sprechen: alternative Beziehungsmodelle. Ich möchte wieder zum Nachdenken anregen, zur Offenheit einladen und vielleicht ein weiteres Tabu brechen. In diesem Sinne: Willkommen zurück auf meinem Blog! ◡̈ 


Beziehungen sind so vielfältig wie die Menschen selbst. Das klingt erstmal logisch. Und dennoch gibt es ein Modell, das in unserer Gesellschaft immer noch als „normal“ und „richtig“ gilt: die Monogamie. Die exklusive Partnerschaft zwischen zwei Menschen. Monogamie war lange Zeit das Nonplusultra, wenn es um Liebe ging. Ein Partner oder eine Partnerin fürs Leben, Haus, Kind, Hund – ein Ideal, mit dem viele von uns aufgewachsen sind. Ein Ideal, das viele von uns leben. Doch während dieses Modell für manche Menschen wunderbar funktioniert, erleben wir gerade eine Zeit, in der sich immer mehr Menschen fragen: Muss Liebe wirklich so aussehen? Oder gibt es Alternativen, die besser zu meinem Leben, meinen Werten und meinen Bedürfnissen passen? Klar ist: Es gibt viele Wege, Liebe zu leben und jeder hat das Recht, den für sich passenden zu finden. Es gibt inzwischen zahlreiche Beziehungsmodelle, über die zwar oft getuschelt, aber selten wirklich ehrlich gesprochen wird - offene Beziehungen, Polyamorie, Freundschaft Plus und Situationships z.B. Was für viele nach Chaos klingt, ist für andere genau das, was sich endlich richtig anfühlt. 

Statistiken, Zahlen, Fakten... 
Studien zeigen, dass Monogamie zwar weiterhin das meistgelebte Modell ist, aber alternative Beziehungsformen zunehmend an Bedeutung gewinnen. Laut einer Umfrage von ElitePartner (2023) glauben rund 32 % der Menschen, dass offene Beziehungen in Zukunft häufiger werden. Laut einem Report von WifiTalents (2025) fühlen sich etwa 60 % der Menschen in offenen Beziehungen ehrlicher und emotional sicherer als in monogamen Partnerschaften. Polyamorie und Situationships werden gerade bei jüngeren Generationen immer häufiger diskutiert und gelebt. Bei einer Umfrage von YouGov (2022) gaben etwa 40% der Teilnehmer an, dass sie in einer Situationship gewesen sind. Bei etwa 30% von ihnen führte diese Erfahrung zu einer festen Beziehung. Das bedeutet, dass rund 70% der Situationships entweder nicht zu einer Partnerschaft führten oder eine klare Trennung zur Folge hatten. Eine Tinder-Studie aus demselben Jahr zeigt sogar, dass junge Singles den Begriff "Situationship" als gültigen Beziehungsstatus akzeptieren.

Zahlen zeigen auch, dass das langfristige Konzept von „ewiger Liebe“ heutzutage immer mehr hinterfragt wird. Aus einer Pressemitteilung des Statistischen Bundesamts im Dezember 2023 geht hervor, dass im ersten Halbjahr 2023 60 % der Erwachsenen mit einem Partner oder einer Partnerin zusammenlebten. Während 2023 noch rund 141.100 Ehen geschlossen wurden, waren es 2024 knapp 11.800 weniger. Die Zahl der Eheschließungen ist also rückläufig, ebenso die Zahl der Scheidungen.

Beziehungen im Wandel: Wie sich Partnerschaften seit 2010 verändert haben 
In den letzten 15 Jahren haben sich Beziehungen deutlich verändert. Hierfür gibt es mehrere Ursachen. Die Digitalisierung hat einen großen Einfluss auf das Kennenlernen und auf zwischenmenschliche Beziehungen genommen. Ich würde sogar behaupten, dass Dating-Apps wie Tinder oder Bumble den traditionellen Wege des Kennenlernens abgelöst haben. Das Gespräch im echten Leben wurde durch einen simplen Swipe ersetzt. Dating ist dadurch unkomplizierter und digitaler, aber auch irgendwie schnelllebiger geworden. Soziale Medien wie Instagram oder WhatsApp haben unsere Kommunikation verändert. Sie entscheiden, wie Paare miteinander sprechen und ihre Beziehung nach außen über Content (Beiträge, Stories, Reels) darstellen. Das geht oft mit einem Verlust von Privatsphäre und einem "Perfektionsdruck" einher. Gleichzeitig haben sich durch die digitale Kommunikation immer mehr neue Phänomene entwickelt. Begriffe wie Ghosting (plötzlicher, vollständiger Kontaktabbruch), Benching („warmhalten“) oder Orbiting (Storys schauen, Posts liken oder auf Inhalte reagieren, ohne wieder aktiv Kontakt aufzunehmen) beschreiben Verhaltensweisen, die früher überhaupt nicht denkbar gewesen wären. 

Zusätzlich hat ein Wandel in der Wahrnehmung und den Erwartungen innerhalb von Beziehungen stattgefunden. Gleichberechtigung schreitet weiter voran. Es wird offener und ehrlicher über Wünsche und Bedürfnisse gesprochen. Selbstverwirklichung innerhalb einer Beziehung war früher kaum ein Thema. Heute sind viele von uns eher bereit, eine Beziehung zu beenden, wenn sie nicht mehr erfüllend ist. Das Bewusstsein für psychische Gesundheit und persönliche Entwicklung wächst, Paartherapie ist enttabuisiert und viele Menschen setzen sich immer mehr aktiv mit eigenen Bindungsmustern und Prägungen auseinander. 

Ja, und auch die Corona-Pandemie hat auf den Wandel von Beziehungen einen Einfluss. Corona hat Beziehungen auf unterschiedlichen Ebenen auf die Probe gestellt: zu viel Nähe im Lockdown, das Gefühl von Isolation, das Überdenken der eigenen Lebensweise, Gespräche über Zukunftspläne, Familiengründung oder berufliche Ziele. Weltweite Krisen wie Klimawandel, Krieg oder Inflation können das Bedürfnis nach einem emotional sicheren Rückzugsort ebenfalls erhöhen und damit auch die Anforderungen an eine Beziehung als „Safe Space“.

Kurzum: Partnerschaften sind eine Ergänzung zum eigenen Leben, aber nicht mehr der Mittelpunkt. Beziehungen sind heute vielfältiger, individueller und reflektierter, aber auch verletzlicher. Während man früher häufig aus Pflichtgefühl zusammengeblieben ist, geht es heute eher darum, gemeinsam glücklich zu sein, statt einfach nur zusammen zu bleiben.

Liebe neu gedacht: Beziehungsmodelle unter der Lupe 

1. Offene Beziehungen – Freiheit oder Stolperstein? 
Zu einem beliebten Beziehungsmodell gehört die offene Beziehung. Was unterscheidet eine "klassische" Beziehung von einer offenen Beziehung? In einer offenen Beziehung sind beide Partner ein Paar, aber sie dürfen auch mit anderen Menschen Sex haben oder flirten. Die Regeln für dieses Modell werden im gegenseitigen Einverständnis abgemacht und sind sehr individuell. Jedes Paar definiert eigene Grenzen. Was ist erlaubt? Was nicht? Wollen wir über andere Begegnungen sprechen oder lieber nicht? Beide Partner wissen von der offenen Beziehung und sind einverstanden. Niemand wird hintergangen. Offene Beziehungen basieren in erster Linie auf Ehrlichkeit, Vertrauen und klaren Absprachen und ermöglichen sexuelle Freiheit innerhalb einer emotional festen Partnerschaft. Aber nur, wenn beide Beteiligten offen kommunizieren und ihre Grenzen respektieren. Dieses Beziehungsmodell ist daher auf gar keinen Fall „einfacher“ als die Monogamie. Ganz im Gegenteil! Offene Beziehungen benötigen intensive Gespräche, emotionale Reife, klare Regeln und regelmäßige Reflexion.

Übrigens: Oft wird eine offene Beziehung mit Polyamorie verwechselt. Dabei gibt es wesentliche Unterschiede. In einer offenen Beziehung geht es meistens um sexuelle Freiheit. Die emotionale Hauptbeziehung zwischen dem Paar bleibt also im Mittelpunkt. Für viele Paare kann die offene Beziehung ein Anker sein. Vor allem dann, wenn sich sexuelle Frustration oder Stillstand eingeschlichen haben und Vorlieben bzw. sexuelle Sehnsüchte nicht gelebt werden können. Offene Beziehungen sind für viele Menschen eine echte Möglichkeit, die Liebe freier, mutiger und ehrlicher zu leben. Sie verlangen Offenheit und geben die Chance, sich selbst und den Partner neu kennenzulernen. 

2. Polyamorie: Zwischen Liebe, Tabu und rechtlichen Grenzen 
Es gibt auch Menschen, die mehr als eine Person gleichzeitig lieben. Diese Menschen leben polyamor. Sie sind in mehreren gleichwertigen, einvernehmlichen Beziehungen. Bei Polyamorie geht es also um die Vielfalt von Gefühlen und Beziehungen. Polyamorie hat einige Vorteile, die für viele eine Alternative zu traditionellen Beziehungen darstellen kann. In einer polyamoren Beziehung können z.B. mehrere Partner verschiedene Bedürfnisse erfüllen. Bedürfnisse, die sonst nur von einer Person erfüllt werden können. Das reduziert den Druck. Freiheit und Flexibilität, eine bessere Kommunikation und oft auch eine erfüllende Sexualität sind weitere Vorteile. Während Monogamie also in der Regel zu einer tiefen sexuellen Bindung und Stabilität führt, kann Polyamorie mehr sexuelle Vielfalt und Freiheit bieten, jedoch auch mehr Herausforderungen in Bezug auf Eifersucht und Gesundheitsschutz mit sich bringen. Das Zeitmanagement und ein erhöhtes Konfliktpotenzial sind aber nicht zu unterschätzen. Für viele von uns bedeutet Liebe Sicherheit und Zweisamkeit, für andere dagegen Freiheit und Vielstimmigkeit. 

Polyamorie ist rechtlich nicht anerkannt. Eine Ehe zu dritt oder viert ist in Deutschland nicht erlaubt. Auch wenn man mehrere Menschen gleichzeitig lieben und mit ihnen zusammenleben kann: Das Gesetz erkennt nur eine offizielle Beziehung an. Rechte, die monogame Paare genießen (z.B. Erbrecht und Adoptionsrecht) sind in polyamoren Beziehungen nicht gegeben. Das kann eine große Herausforderung darstellen.

3. Situationships und Freundschaft plus: Beziehungen ohne Verpflichtungen
Und dann gibt es noch die Art von Beziehungen, die nicht ganz klar definiert sind. Du hast sicherlich schon einmal von Situationships und Freundschaft plus (kurz: F+)gehört, oder? Eine Situationship ist eine (zwischenmenschliche) Beziehung, die irgendwo zwischen Freundschaft und Partnerschaft liegt. Man verbringt viel Zeit zusammen und hat auch oft Sex, aber es gibt keine klaren Regeln, keine Verpflichtungen und keinen Status. Man redet einfach nicht darüber, ob man zusammen ist oder was man voneinander erwartet. Es geht um Genuss und Unverbindlichkeit. Dadurch kann große Unsicherheit entstehen. Situationships können Spaß machen, sie sind aber auch verwirrend und verletzend. Wenn Erwartungen unausgesprochen bleiben, kann emotionaler Schmerz entstehen, insbesondere für die Person, die mehr fühlt und mehr will. Fehlende Klarheit und das emotionale Ungleichgewicht führen dann schnell zu innerer Unruhe, Grübeln und emotionalem Stress. Darunter leidet auf Dauer das Selbstwertgefühl. 

Eine Freundschaft plus hingegen ist eine Freundschaft, bei der zwei Menschen auch Sex miteinander haben, allerdings ohne eine feste Beziehung. Diese Personen sind in erster Linie gute Freunde, genießen die Nähe und das sexuelle Miteinander, ohne romantische Gefühle oder Verpflichtungen. Kurz gesagt: Sie sind Freunde mit gewissen Vorzügen ◡̈ Wichtig dabei ist, dass beide ehrlich miteinander sprechen und die Freundschaft immer im Vordergrund steht. Sobald unbewusst oder ungewollt Gefühle ins Spiel kommen, beginnt das Konstrukt zu wackeln. Freundschaft plus kann also nur dann funktionieren, wenn beide die Regeln kennen und respektieren. Aber Vorsicht: Die sexuelle Intimität verändert die Dynamik einer Freundschaft erheblich. Es braucht regelmäßige, offene Gespräche über Erwartungen, Gefühle und Grenzen. Spätestens wenn eine Seite eine feste Beziehung eingeht oder die Gefühle sich verändern, wird es sehr schwierig, den Übergang zurück zu einer rein platonischen Freundschaft zu finden. 

Situationships und Freundschaft plus sind vor allem bei jungen Menschen weit verbreitet. Sie bieten Freiheit und wenig Druck, Unverbindlichkeit und Sex ohne Verpflichtung. Aber sie können auch verdammt kompliziert werden, wenn unterschiedliche Erwartungen oder Gefühle ins Spiel kommen. Es braucht eine hohe emotionale Reife und Selbstreflexion.

Was haben all diese Modelle gemeinsam? 
All diese Beziehungsmodelle funktionieren nur, wenn man ehrlich ist. Ehrlich mit sich selbst und mit anderen. Und genau hier liegt der Kern: Nicht das Beziehungsmodell macht eine Liebe kaputt, sondern fehlende Kommunikation, unklare Bedürfnisse oder Angst vor Ablehnung. Und: Kein Modell ist „perfekt“. Jede Beziehung braucht Arbeit. Beziehungen sind selten Selbstläufer, sondern dynamische Konstrukte, die sich im Laufe der Zeit verändern und wachsen können. Dabei schließen Selbstbestimmung und Beziehungsfähigkeit sich keinesfalls aus. Es gibt keine Garantie für Beziehungsglück, weder in der Monogamie noch in der Polyamorie, in offenen Beziehungen oder Situationships. Aber es gibt einen Schlüssel, der in jedem Modell funktioniert: Vertrauen, Reflexion und die Bereitschaft, sich stetig weiterzuentwickeln. 

Globale Liebe: Wie Kultur und Religion unsere Beziehungen formen
Beziehungen werden sehr stark von der Kultur, der Religion und der Gesellschaft beeinflusst prägen die Sichtweise auf Liebe, Ehe und Partnerschaft enorm. Insbesondere geht es dabei um traditionelle Rollen von Mann und Frau. Aber auch der Widerstand gegen moderne Beziehungsmodelle ist spürbar. Christliche Werte wie Liebe, Treue und Vergebung sind zweifelsohne wichtige Bestandteile, aber eben nicht der Maßstab für jede Art von Beziehung. Paare wollen ihre eigenen Vorstellungen von Vertrauen, Exklusivität und Vergebung entwickeln, ohne von Kultur und Religion beeinflusst zu werden. Es geht bei Beziehungsmodellen also auch um Toleranz und um die Erkenntnis, dass eine Sichtweise nicht automatisch die einzig richtige ist. 

Ein weiteres Beispiel sind die Mormonen (Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage) in den USA. Die Polygamie (das Leben mit mehreren Ehefrauen) war früher ein wichtiger Teil ihres Glaubens, auch wenn die Polygamie heute offiziell von der Kirche abgelehnt wird und verboten ist. Es gibt noch einige Gemeinschaften, die weiterhin polygame Ehen praktizieren. In vielen muslimischen Kulturen und in afrikanischen Stämmen ist dagegen die Polygynie (ein Mann mit mehreren Frauen) eine weit verbreitete und gesellschaftlich akzeptierte Form der Partnerschaft. Die Struktur hat sowohl soziale als auch wirtschaftliche Zwecke. Die Unterstützung innerhalb der Gemeinschaft und die Sicherung von Nachkommen haben einen hohen Stellenwert. Achtung: Polyamorie ist nicht das Gleiche wie Polygamie. Bei Polygamie geht es nicht um freie und gleichberechtigte Liebe, sondern um Tradition, Familie oder Religion.

Ein anderes, interessantes Beispiel ist die Ein-Kind-Politik in China, die über Jahrzehnte hinweg die Familienplanung und Beziehungsdynamiken beeinflusst hat. Die Regelung hatte radikale Folgen: einen Rückgang der Geburtenrate, selektive Abtreibungen von Mädchen, Millionen Kinder, die nicht registriert wurden und eine Überalterung der chinesischen Gesellschaft. 2016 wurde die Ein-Kind-Politik abgeschafft und eine Zwei-Kind-Politik eingeführt. Seit 2021 gilt die Drei-Kind-Politik. Zusammenfassend kann man sagen: Junge Menschen in China wollen zunehmend frei über ihr Leben entscheiden. Sie wollen Entwicklung, Unabhängigkeit und Individualität, während Eltern und Regierung gegen den Wertewandel kämpfen und am traditionellen Modell von Heirat, Kind und Harmonie festhalten. Der Staat steuert von oben, während sich die Gesellschaft von unten verändert...

Was passiert, wenn man anders liebt? 
Die Liste der Vorurteile gegenüber Menschen, die nicht monogam leben, ist leider immer noch groß. Polyamorie wird z.B. als „unmoralisch“ angesehen, offene Beziehungen als „unzuverlässig“ oder „nicht treu“ und Situationships gelten als „unverbindlich“ oder „emotional unreif“. Dabei geht es bei all diesen Beziehungen nicht um Egoismus, sondern um ganz bewusste Entscheidungen und um den Wunsch nach echter, authentischer Liebe. Für manche ist es nur eine Phase, für andere eine Lebensform. Jeder hat das Recht, seine eigene Art zu lieben zu finden, ohne Angst oder Scham. Wichtig ist, dass alle ehrlich miteinander sind und sich respektieren.

Offen über Gefühle und Bedürfnisse zu sprechen, macht Mut und hilft, das Tabu zu durchbrechen. So können alle lernen, Liebe vielfältiger zu sehen und mehr Verständnis füreinander zu haben. Am wichtigsten ist allerdings, dass Liebe keine Scham verursachen. darf Sie soll Freude, Nähe und Vertrauen bringen – ganz egal, wie sie aussieht. 

Warum ich an die klassische Liebe glaube 
Ich glaube an Monogamie und an die Liebe zwischen zwei Menschen. Und, ja, ich habe eine sehr romantische Vorstellung von Liebe. Und noch viel wichtiger: Ich fühle mich auf allen Ebenen in meiner Beziehung erfüllt. Ich kann meine eigene Identität entfalten, wir entwickeln uns weiter und können gemeinsam wachsen. Wir können einander unsere Bedürfnisse nach Treue, emotionaler Stabilität, Autonomie und Verlässlichkeit erfüllen. Autonomie schließt Monogamie keinesfalls aus. Monogamie bedeutet aber auch Arbeit, Mut und Kommunikation. Liebe alleine reicht nicht. Liebe benötigt ständige Aufmerksamkeit und das gemeinsame Wachsen. 

Eine offene Beziehung oder Polyamorie kann ich mir für mich nicht vorstellen, was eine gewisse Faszination mit sich bringt. Viele Menschen fühlen sich von alternativen Beziehungsmodellen bedroht und angegriffen. Wer in sich ruht, kann andere Modelle neugierig oder gleichgültig betrachten. Ich schaue viele Dokus und setze mich mit dem Thema auseinander. Ich verschließe mich nicht. Ich bin auch der Meinung, dass die Entscheidung für ein Beziehungsmodell immer einvernehmlich getroffen werden sollte. Das ist nämlich ein viel größeres Problem: PartnerInnen, die die Entscheidung für ein Beziehungsmodell ohne Einverständnis treffen. Das ist weder Liebe noch Beziehung. Das ist egoistisch. 

Und was Situationships und Freundschaft plus betrifft: Wenn ich zurückdenke, dann denke ich an viele Glücksmomente und großen Kummer. Die Entscheidung für oder gegen eine Situationship sollte immer gut überlegt sein. Der Ärger ist vorprogrammiert, sobald man erst einmal mittendrin steckt. Ich sehe aber auch die Vorteile: aufregende Sommerromanzen, Erfahrungen sammeln, sich nach einer schlechten Beziehungserfahrung nicht binden müssen, sondern einfach treiben lassen und herausfinden können, wo man steht und wohin man möchte. Mir ist es langfristig jedenfalls nicht gelungen, mich emotional abzugrenzen. Spätestens nach vier Wochen sollte man zumindest einmal abchecken, ob man in dieselbe Richtung läuft, exklusiv oder offen oder in einer ernsthaften Kennlernphase ist. Man weiß irgendwann einfach, ob es passt oder nicht. Und wenn es nicht passt, dann zieht man eben weiter. So zumindest die Theorie.

Liebe und Beziehung sind komplex. Es gibt kein „One-Size-Fits-All“. Jeder muss seinen eigenen Weg finden. 

Die Zukunft der Liebe: Liebe darf mehr sein 
Viele Menschen haben eine ganz bestimmte Vorstellung von Liebe und Beziehung. Allerdings ändert sich unsere Gesellschaft schneller als je zuvor und damit auch die Arten, wie Menschen zusammenleben und lieben. Sind Beziehungsformen wie offene Beziehungen, Polyamorie oder Situationships nur ein kurzlebiger Trend? Oder sind sie vielleicht die Art, wie Liebe in der Zukunft aussehen kann?

Was sicher ist: Die Liebe der Zukunft wird vielfältiger und flexibler sein. Sie passt nicht mehr in enge Regeln oder Schubladen. Die verschiedenen Beziehungsmodelle bieten die Möglichkeit, Liebe ohne Scham und gesellschaftlichen Druck zu leben. Die Realität sieht aber anders aus. Es braucht Respekt. Vielleicht sollten wir endlich aufhören, das „richtige“ Beziehungsmodell zu suchen und stattdessen jede Form von Liebe respektieren, die Menschen glücklich macht. Am Ende zählt nicht, wie wir lieben, sondern dass wir lieben dürfen. Es geht nicht um das perfekte Modell, sondern um echte Verbindung. Und die beginnt mit Ehrlichkeit – zu uns selbst und zueinander. Vielleicht ist es der Anfang einer neuen Liebeskultur. Einer, in der wir endlich aufhören, uns anzupassen.

Ich bin gespannt auf deine Gedanken! Alles Liebe, Mareike ♥ 

verwandte Beiträge

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Bitte beachte ab Mai 2018 die neue Datenschutz-Grundverordnung. Mit Absenden eines Kommentars und bei Abonnieren von Folgekommentaren stimmst Du der Speicherung personenbezogener Daten zu.

Folge mir auf Instagram @fraeuleiin.mueller