Deeptalk: Wie lautet einer der besten Ratschläge, den du jemals bekommen hast?

12.12.2024
Willkommen zurück auf meinem Blog. Heute gibt es einen neuen Deeptalk-Beitrag. Ich habe diesen Beitrag eine ganze Weile vor mich hergeschoben, denn: Es wird wirklich wirklich deep! ;) Ich weiß gar nicht, wie ich am besten in das Thema einleiten kann, deswegen fange ich einfach direkt an.


Jede Emotion hat eine Daseinsberechtigung. Diesen Ratschlag habe ich 2021 in einer meiner ersten Therapiesitzungen gehört. Ich lasse Gefühle und Emotionen nur selten zu - insbesondere die "negativen". Ich kann mich anderen Menschen schwer öffnen und mache viel mit mir selbst aus. Das hat ganz unterschiedliche Gründe und Ursachen, die ich an dieser Stelle natürlich nicht benennen werde. Aber das ist auch gar nicht wichtig. Mir geht es vor allem um das Gefühl der Wut und um Traurigkeit. Beide Emotionen fühlen sich für mich furchtbar unangenehm und schwach, nahezu unerträglich an.

Wie fühlt sich Wut an? Und was passiert mit dir, wenn du traurig bist? Ich war total überfordert, als mich meine Therapeutin zum ersten Mal konfrontierte. Ich konnte keine Antwort geben. Ich saß dort wie ein Häufchen Elend und habe mit den Schultern gezuckt. Die Wahrheit ist: Ich lasse keine Emotionen zu. Ich schotte mich komplett ab. Ich ziehe meine Mauern hoch. Ich ziehe mich zurück, um in Ruhe meine Wunden lecken zu können. Ich erlaube es mir nicht, Wut und Traurigkeit zu benennen und zu spüren. 

Wisst ihr eigentlich, wie unfassbar anstrengend dieser Zustand ist? Ich musste erfahren, dass sich unterdrückte Gefühle und Emotionen langsam ihren Weg an die Oberfläche bahnen und vollkommen unangekündigt entladen. Die Unterdrückung hat langfristig dazu geführt, dass ich mich nicht mehr spüren konnte, mich von meiner Umgebung abgeschottet und von meinen eigenen Gefühlen komplett entfremdet habe. Die Folgen: Verspannungen, Schlafstörungen, nervöse Unruhezustände, Skin Picking und Verstimmungen. Ich befinde mich noch im Lernprozess. Und jeder Moment, in dem ich mich "offenbaren" muss, kostet mich viel Überwindung und Energie. Lieber würde ich mir ein Bein ausreißen, als in die Emotion zu gehen, sie zu spüren und meinem Gegenüber zu benennen. Ich lerne, warum es wichtig ist, meine Emotionen zu akzeptieren und für mich einzustehen, anstatt sie zu unterdrücken und warum es kein Fehler ist, wütend oder traurig zu sein. Es sind ganz natürliche Reaktionen auf das Leben. In der Theorie klingt das ganz simpel und logisch, in der Praxis stoße ich an meine Grenzen: Riskieren oder verlieren? 

Emotionen sind wichtig, denn sie helfen uns in Kontakt mit unserem inneren Selbst zu bleiben und uns nicht von äußeren Einflüssen oder gesellschaftlichen Erwartungen zu entfremden. Nicht zuletzt ist jede Emotion ein Hinweis auf ein Bedürfnis, das entweder erfüllt oder verletzt wurde. Die Traurigkeit über einen Verlust könnte zum Beispiel den Wunsch nach Trost und Unterstützung zeigen. Wut über eine ungerechte Situation weist darauf hin, dass wir unsere Grenzen verteidigen müssen. Angst vor einer bevorstehenden Herausforderung signalisiert, dass wir mehr Vorbereitung oder Sicherheit benötigen. Emotionen sind ein wertvoller Hinweis auf unser innerstes Selbst, auf unsere Bedürfnisse und unser Wohlbefinden. Nur so können wir in Verbindung mit uns selbst bleiben, kluge Entscheidungen treffen und ein ausgeglichenes Gemüt entwickeln. 

Ich bin bemüht, mich selbst ernst zu nehmen. Ich hinterfrage meine Emotionen immer häufiger, setze mich mit ihnen auseinander und frage mich: „Warum fühle ich mich so?" Die Frage hilft mir, mich zu den Dingen zu führen, die ich wirklich brauche, die mich erfüllen und dazu beitragen, dass ich mich sicherer fühle. Emotionen sind also auch ein wertvolles Werkzeug, um mit sich selbst in Einklang zu kommen und die eigenen Bedürfnisse auf gesunde Weise zu adressieren. Ich habe inzwischen verstanden, dass das Annehmen und Fühlen all meiner Emotionen ein Weg ist, der mich zu mehr innerer Freiheit und Authentizität bringt. Es hilft mir dabei, eine Verbindung zu Menschen aufzubauen und diese zu vertiefen. Und natürlich möchte ich es mir selbst erlauben, zu fühlen – in all seiner Vielfalt und Intensität.

Es ist noch ein langer Weg. Vielleicht ist es sogar meine persönliche Lebensaufgabe. Der Ratschlag erinnert mich daran, dass keine Emotion und kein Gefühl falsch ist. Dass ich wütend und traurig sein darf und trotzdem ein guter Mensch bin.

Wie ist euer Umgang mit Emotionen? Alles Liebe, Mareike ♡

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1 Kommentar:

  1. Guten Morgen, liebe Mareike ☺️, tatsächlich ist dieses Thema schwierig. Ich weiß aus meinem privaten Umfeld, dass jeder anders damit umgeht. Ich bin z.B. eher der Typ, der Emotionen zeigt und sie sich selbst jederzeit gestattet, aber, mit Einschränkungen. Jedem möchte man seine Verletzlichkeit nicht zeigen, klar. Ich finde am wichtigsten, dass man sich selbst gegenüber ehrlich ist und sich nichts vormacht, denn unterdrückte Gefühle können einen auffressen und Probleme/Krisen lösen sich so auch nicht.
    Wenn ich so richtig wütend oder traurig bin, lasse ich das zu, sobald ich für mich bin. Ich hinterfrage dann, woher es kommt und was ich tun kann, damit es mir bald wieder besser geht. Festgestellt habe ich, dass Ablenkung kein guter Ratgeber ist, aber da ist jeder Mensch anders. Ich muss diese Prozesse dann bewusst durchleben, sonst holen sie mich wieder ein. Und dann wird ein Haken dran gemacht. Klingt jetzt sehr einfach, ist es natürlich nicht, es ist nur mein Weg und es ist auch ein Prozess, das so annehmen zu können.

    Mir hilft auch immer sehr, wenn ich eine Situation dann hinterfrage und merke, ob etwas geändert werden kann. Aber die Reaktionen und Aktionen anderer kann man nicht beeinflussen, aber seine Haltung z.B. durch den Blickwinkel ändern, gerade, wenn man Wut hat. Viele Dinge sind es gar nicht wert, das wissen wir, aber so einfach etwas dann Abhaken geht eben auch nicht.

    Ich denke, Du bist auf dem richtigen Weg. Jahrelange Verhaltensmuster abzulegen ist viel Arbeit, aber schon mal so viel wert, wenn man erkannt hat, woran es liegt. Schöne Feiertage Die und Deinen Lieben ♥️

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